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Notities

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Voorkant Precht 'Erkenne die Welt' Richard David PRECHT
Erkenne die Welt - Eine Geschichte der Philosophie - Band 1: Antike und Mittelalter
Wilhelm Goldmann Verlag, München, 2015, 576 blzn.
ISBN-13: 978 34 4231 2627

[Het is natuurlijk onmogelijk om een samenvatting te maken van een boek dat de geschiedenis van de filosofie samenvat. Ik probeer de voor mij belangrijke of boeiende zaken weer te geven.]

(10) Einleitung

"Das Leben von Philosophen spielt sich nicht zwischen Buchdeckeln ab. Und philosophische Gedanken entstehen nicht im luftleeren Raum oder in einer Sphäre, in denen Nachfolger mit Vorgängern diskutieren."(17)

"Sollte Ihnen, lieber Leser, die Philosophie während der Lektü­re dabei nicht einfach als Wissensgebiet oder gar als »Fach« er­ scheinen, so wäre die Aufgabe dieser Philosophiegeschichte er­füllt. Denn alle Philosophie ist am Ende nicht einfach das Erringen von Fachkenntnissen. Die meisten großen Denker bis 1900 wa­ren keine Fachleute und auch keine Philosophie-Professoren. »Die Philosophie«, meinte Ludwig Wittgenstein, »ist keine Lehre, son­ dern eine Tätigkeit.« Diese Tätigkeit soll uns sensibler machen für die oft fragwürdigen Annahmen und Behauptungen in unserem Leben und Zusammenleben. Ihr Ziel ist nicht mehr wie früher die Wahrheit. Wer die Wahrheit liebt, bildet sich nicht ein, sie zu besitzen! Ihr Ziel ist es, den Rahmen zu vergrößern, in dem wir denken und leben. Philosophieren ist das Schärfen unserer Instrumente des Denkens in der Hoffnung, die begrenzte Zeit unseres Daseins ein wenig bewusster zu erleben. Und sei es auch nur, um zu verstehen, was wir nicht verstehen."(19-20)

"Aus der Überlieferung antiker Bibliotheken vor dem Jahr 500 nach Christus kennen wir die Namen von rund dreitausend an­tiken Autoren der griechischen und römischen Welt! Doch nur von vierhundert sind uns bis heute Schriften überliefert. Allein die Bibliothek von Alexandria soll im Jahr 47 vor Christus 500 000 bis 700 000 Schriftrollen in ihrem Besitz gehabt haben. Der aller­größte Teil davon ist für immer verloren."(27)

(31) Philosophie der Antike

(37) Es war einmal in Ionien . . .

"Die Wahrheit über Thales ist, dass wir keine Wahrheit über ihn haben. Keine einzige Schrift von seiner Hand ist überliefert, und von seinem Denken haben wir kaum mehr als eine kleine Zusammenfassung von Aristoteles. "(39)

De verhalen over Thales passen gewoon bij de ontwikkelingen van die tijd "Glaube und Aberglaube über Bord zu werfen und die wahren Ge­setze der Natur zu erkennen."(39)

"An die Stelle der Mantiker und Seher tritt ein unabhängiger Gelehrter, der keine Spökenkiekerei mehr veranstaltet, einer, der nüchtern, sachlich und vernünftig der Natur und ihren Gesetzen auf die Schliche kommt - der erste Rationalist. Tatsächlich ist dies das Bild, das die Philosophiehistoriker von Thales und der ionischen Philosophie gezeichnet haben. Demnach liegt die Botschaft an der Prophezeiung des Thales nicht darin, dass sie wahr ist. Sondern darin, dass sie eine Einstellung zur Natur und eine Haltung zur Welt ausdrückt, die wir gern mit der ionischen Naturphilosophie verbinden: den Anfang der Naturwissenschaften, ja vielleicht des wissenschaftlichen Denkens überhaupt und damit die Geburtsstunde des Abendlands."(39)

Een bloeiende economie / handel maakte het bouwen van schepen, het aanleggen van havens, en andere infrastructuur etc. etc. noodzakelijk en dus waren technici en ingenieurs en mensen met kennis van zaken steeds belangrijker.

"Irgendwo und irgendwann inmitten dieser durch Mythen gut befestigten Welt der Olivenhaine, Weinberge, Ziegenfelsen und aufblühenden Handelsstädte entsteht eine zweite Spur des Denkens - der soge­nannte Logos. ... vom Versuch einer »vernünftigen« Durch­dringung der Welt.(...)
Ge­meint ist ein Denken, das zumindest Teile der Natur ohne den Verweis auf Götter, blumige Geschichten oder unüberprüfbare Traditionen erklärt."(48-49)

"Denn die Antwort auf die Frage, wie etwas passiert ist, ist nicht deckungsgleich mit der Antwort, warum etwas passiert ist. Und die logische Betrachtung der Welt ist nicht die Welt; es ist die lo­gische Betrachtung der Welt. Kein psychisch gesunder Mensch käme wohl ernsthaft auf die Idee, die Welt des Logos für die Welt zu halten. Im Gegenteil: Wer sich die Welt immer und grundsätz­lich logisch und rational erklären möchte, wird schnell an ihr irre. Ganze Lebensbereiche, so scheint es, entziehen sich völlig ihrer logischen Durchdringung: die Liebe, die Freundschaft, die Kunst, die Welt der Träume und die Religion. Doch in genau diesen Welten finden Menschen gemeinhin das, was ihrem Leben Sinn und Bedeutung verleiht. Nicht das, was wir wissen oder zu wissen meinen, macht unser Leben werthaltig und wertvoll, sondern das, was wir spüren, ahnen, hoffen und glauben."(58-59)

"Wissen und Glauben, Rationalität und mythisches Denken, Erklären und Sinnstiften sind in unserem Leben untrennbar miteinander verbunden. Das eine ist nicht grundsätzlich »besser« als das andere. Es dient schlichtweg einem anderen Bedürfnis. Eine naturwissenschaftliche Erklärung hat eine andere Funktion als ein moralischer Wert oder eine politische Überzeugung. Und durch intensives rationales und logisches Denken wird man vielleicht aus vielem schlau, aber niemals weise." [mijn nadruk] (60)

[Dat zijn nogal stellige beweringen waarop wel wat is af te dingen, lijkt me.]

"Was das Privatleben betrifft, so kann vom Einzug des Logos allerdings kaum die Rede sein. Während das Zusammenleben im Stadtstaat, der polis, häufiger unter dem Gesichtspunkt einer ver­nünftigen Regelung betrachtet wird, bleibt der private Haushalt, der oikos, davon weitgehend unberührt. Die Trennung zwischen beiden Sphären hat im 6. Jahrhundert vor Christus bereits eine längere Geschichte. Die Welt des privaten oikos ist weitgehend den Frauen, den Sklaven und den Kindern vorbehalten. Die öf­fentliche Welt der Polis hingegen ist Männersache. Die Trennung des Wirtschaftlichen und Privaten auf der einen und des Ideellen und Politischen auf der anderen Seite ist so scharf, dass man die eine Sphäre mit der weiblichen und die andere mit der männlichen Natur identifiziert. Und je mehr der Logos in die Welt der polis einzieht, umso stärker zementiert er den Unterschied zwischen der angeblichen Natur des Mannes und jener der Frau. Das Abs­trakte, Ideelle und Rationale hier, das Konkrete, Materielle und Irrationale dort. Diese Spaltung hat gewaltige soziale Folgen und wird uns im Weiteren noch intensiv beschäftigen."(61-62)

(63) Das Maß aller Dinge

Het geld was de grote revolutie indertijd. Het gebruik ervan in de handel etc. gaat samen met een bepaalde abstrahering in het denken: de waarde van dingen moet berekend worden. Het lijkt er op dat bijvoorbeeld Pythagoras in die context gezien moet worden.

"Das Geld veränderte alles: die sozialen Beziehungen und persönlichen Um­gangsformen, das Recht und den Status, die Moral, die Machtver­hältnisse, den Intellekt und das Denken. Und auch die Geschichte der Philosophie ist aufs Engste verknüpft mit der Geschichte der Geldwirtschaft."(63)

"Ohne Zweifel hat die Mathematik von Pythagoras und sei­ner Schule wichtige Impulse bekommen. Wie das Geld, so ist die Zahl etwas höchst Abstraktes. Auch hier ist die einzige Qualität die Quantität. Die vier Jahreszeiten sind etwas anderes als die vier Evangelisten und die vier Musketiere, aber die Zahl Vier bindet sie aneinander. Alles lässt sich durch Zahlen quantitativ ausdrü­cken, und zwar völlig unabhängig von seiner Qualität. Parallel zur Geldwirtschaft und mit ihr aufs Engste verbunden, richtet die Beschäftigung mit Zahlen den Blick auf die quantitative Dimension des Lebens. Das Studium der Zahlen (arithmos) wird zur Arith­metik. Die Zeit lässt sich mathematisch einteilen, wie der Raum sich geometrisieren lässt. Und selbst wenn der Pythagoras zuge­schriebene Satz »Alles ist Zahl« erst aus späterer Zeit stammt, so schärfen die Pythagoreer zumindest den Blick darauf."(73)

"Die besondere Betonung der Originalität eines Gedankens ist eine viel spätere Eigenart. Große Bedeutung erhält sie erst in der fortgeschrittenen Indust­rie- und Dienstleistungsgesellschaft mit ihren Patenten und ihrem Urheberrecht."(74)

"Die neue Münzgeld-Wirtschaft im Verein mit neuen Kennt­nissen der Arithmetik, der Proportion und des Messens tragen zum rasant anwachsenden Stellenwert des Logos bei. Doch Messen, Proportion und logische Weltordnung haben noch eine weitere sehr irdische Dimension, nämlich das Bemessen, die Verhältnismäßigkeit und die gerechte Weltordnung. Was den Kosmos auf vernünftige Weise zusammenhält, soll auch die vernünftige Ordnung unter den Menschen bestimmen. Denn das Maß aller menschlichen Taten und Untaten ist - das Recht."(78-79)

(90) Die menschliche Natur

"Keine Region Europas dürfte für den Ursprung des abendländischen Denkens so wichtig gewesen sein wie der italienische Süden. Es ist die Wirkungsstätte des Pythagoras und seiner Schüler und die Heimat vieler weiterer Philosophen. Und eben hier verknüpf­ten sich die Denktraditionen Ioniens mit spirituellen und anderen Einflüssen. Neue Bilder der menschlichen Seele und der Welt entstehen. Bilder, auf denen das Abstrakte und das Unsichtbare, das übersinnliche und das Allgemeine, das Ideale und das Zeit­lose als die wahre Welt erscheinen, die empirische Welt hingegen als das Niedere, das Uneigentliche und Unwahre." [mijn nadruk] (91)

[Kijk, en dat is meteen het probleem: de filosofie begint de verkeerde dingen belangrijk te vinden en te maken. Daarmee ontstaan zinloze vragen en zinloze antwoorden.]

"In der Welt Homers und He­siods gibt es keine Gegenüberstellung von Leib und Seele. Es existiert weder ein Wort für »Leib« noch eines für die »Seele«.(...) Für meinen Charakter ... ist nicht die Seele, son­dern fast mein ganzer Körper zuständig: etor oder kradia, mein Herz, menos, meine Energie, thymós, mein Wille, phrenes, meine Sinne, und nous, der Geist. (...) Nur der tote Körper, von der psyché verlassen, bekommt als sóma einen Namen. (...)
In den folgenden Jahrhunderten wird dieses Konzept jedoch zunehmend brüchig. Denn mit dem Aufstieg des Logos als eine Art universeller Vernunft stellt sich die Frage: Wo befindet sich dieser Logos eigentlich im Menschen? Selbst wenn er göttlicher Herkunft ist - irgendwie und irgendwo muss er dem Menschen im Menschen ja begegnen. Doch weder die rein mechanische Lebensenergie noch die persönlichen Organe des Körpers schei­nen dafür ein besonders geeigneter Ort zu sein. Die Frage dämmert schattenhaft, gleichsam im Hintergrund der Kosmogonien und Naturerklärungen. Und mit ihr beginnt eine völlig neue Betrachtung des Menschen und der Natur. Die Befreiung der Seele vom Körper tritt ihren zweitausendjährigen Siegeszug an. Und mit ihr der mutmaßlich größte Irrtum der abendländischen Philosophie ..." [mijn nadruk] (92-93)

[De scheiding van ziel en lichaam en de hoge waardering van die ziel / geest onder invloed van het Orfisme leidt er toe dat ook de filosofie vijandig komt te staan tegenover het lichaam, zou ik concluderen. Precht ook?]

"Im Gegensatz zur Religion des einfachen Volks mit ihren un­gezählten Haus-, Hof-, Regional- und Universalgöttern schweben die Orphiker in abstrakteren Sphären. Ihr Thema ist der innere Mensch unter der körperlichen Hülle.(...)
Wie bei den Orphikern ist auch bei den Pythagoreern die Seele der deutlich wertvollere Teil des Menschen gegenüber dem Kör­per. Sie - und nicht die Organe des Körpers - bestimmt den Cha­rakter und das Gemüt, die Sinne und das Denken.(...)
Denn je edler und reiner ich lebe, umso edler und reiner lebt mei­ne Seele fort. Moralisch betrachtet trage ich damit nicht nur die Verantwortung für ein einziges endliches Leben, sondern für eine ewige Seele. Wenn ich dabei gute Arbeit verrichte, anständig und erleuchtet lebe, kann ich am Ende das größte aller Ziele erreichen: meine unsterbliche Seele aus den Kerkern der Leiblichkeit erlösen und der Sphäre zurückgeben, was sphärisch ist." [mijn nadruk] (96)

"Man widmet sein Leben nicht den körperlichen Freuden, sondern der Verfeinerung der seelischen." [mijn nadruk] (98)

(118) Der Vagabund, sein Schüler und die öffentliche Ordnung in Athen

"Dieser fragende Sokrates ist es, dem eine steile Karriere in der Philosophiegeschichte bevorsteht. Mit ihm lässt sie eine völlig neue Epoche beginnen: die Philosophie der begründenden Rede. Mag Aristophanes ihn denunziert und Xenophon ihn unfreiwillig banalisiert haben, einzig der von Platon idealisierte Sokrates lebt bis heute fort. Auch Aristoteles' Aussagen über Sokrates, die vierte Quelle seiner Existenz, zielen in diese Richtung." [mijn nadruk] (121)

"Kein anderer Philosoph prägt unsere Vorstellungswelt von dem, was »Philosophie« sei und was ein »Philosoph« sein solle, mehr als Platon. Sein Einfluss dringt bis hinein ins Judentum und in den Islam. Und er gibt dem Christentum der Spätantike und des Mit­telalters in wichtigen Teilen seinen entscheidenden Zuschnitt."(140)

"Erste philosophische Prägungen erhält er [Plato] durch die Beschäftigung mit Heraklit, dessen stolzes Konzept vom göttlich-allmächtigen Logos Platon ein Leben lang beibehal­ten wird." [mijn nadruk] (141)

"Sicher dagegen ist, dass Platon anschließend länger in Süditalien bleibt. Das Pythagoreertum steht dort noch in später Blüte. Platon logiert bei einflussreichen Pythagoreern unter anderem in der Pythagoreer-Hauptstadt Tarent. Obwohl er den Luxus in den süditalienischen Städten missbilligt haben soll, erfährt er hier einen gewaltigen Einfluss auf sein Denken. Denn die Saat des pythagoreischen Denkens bei Platon ist unverkennbar. Er übernimmt die Vorstellung von der Unsterblichkeit der Seele und vertritt spä­ter sowohl das Konzept der Seelenwanderung wie die Vorstellung vom Leib als Gefängnis der Seele. Und auch die berühmte Ideen­lehre hat unzweifelhaft pythagoreische Wurzeln." [mijn nadruk] (142)

[Inderdaad en met alle gevolgen van dien: een niet op het aardse gerichte en lichaamsvijandige filosofie.]

"Der von Sokrates geschulte Platon verachtet sowohl die oligarchischen Ansprüche des Adels wie die Demokratie. Politisch sitzt der junge Mann damit zwischen allen für seine Karriere bereitgestellten Stühlen."(141)

"Von der Akademie mit ihren vielen Schülern wird sich Platons Philo­sophie in die ganze antike Welt ausbreiten. Aber was ist das - die platonische Philosophie? (...)
Es ist erstaunlich schwer zu sagen, was Platon eigentlich genau gelehrt hat. Sein fast vollständig erhaltenes Werk ist hochkomplex und oft auffallend widersprüchlich. Dazu kommt, dass wir kaum Lehrschriften von Platon haben, sondern, von wenigen Ausnahmen wie der Apologie und einigen Briefen abgesehen, nur Dialoge."(144)

(149) Schein und Sein

Plato wil de wereld verbeteren. Hij is op de hoogte van alle eerdere filosofie, ook al verwijst hij zelden naar bepaalde filosofen zoals Pythagoras in zijn werken. Wel duidelijk genoemd: de sofisten die hij bekritiseert.

"Doch Platon bringt auch einen ernsthaften philosophischen Einwand gegen die Sophisten vor. Wie schon bei seiner Ausei­ nandersetzung mit Anaxogoras, so erkennt er, dass er mit dem Denken der Sophisten auf seinem Weg zu einem besseren Leben nicht weiterkommt. Denn wenn jeder einzelne Mensch die Welt anders sieht und es keinen höheren Maßstab gibt, wie Protagoras meint, dann gibt es auch keine höheren Wahrheiten und keine tieferen Einsichten. Die Philosophie der Sophisten führt nicht zu einem Gesamtsystem der Welt, sondern sie löst ein solches System gerade auf. Statt absoluter Wahrheiten existiert nur eine relative. Und statt eines richtigen Lebens viele denkbare und mögliche.
Am sophistischen Wesen kann die Welt nicht genesen. Platons Frühwerk ist ein Ringen mit dem sophistischen Relativismus. Ob nun in direkter Auseinandersetzung mit den Sophisten oder in den anderen Dialogen, stets sucht Platons Sokrates eine tiefere oder höhere Ebene der Wahrheit über eine Sache. Und mit der Wahr­heit die Verbindlichkeit einer unumstößlichen Erkenntnis." [mijn nadruk] (151-152)

Plato wil het wezen van de dingen vastleggen met definities. De taal geeft dus toegang tot de waarheid.

"Die Sichtweise, dass meinen richtigen Worten eine richtige Welt entspricht, wird die Philosophiegeschichte mehr als zweitausend Jahre prägen. Und sie wird sich erst spät ändern, dann aber gewaltig!"(152)

[Ja, maar of dat nu vooruitgang is? Is het in feite niet gewoon een terugkeer naar het relativisme van de Sofisten? Maar daar zitten zoals Plato zag toch wel wat problemen aan.]

"Leider führen nur sehr wenige von Platons Dialogen zu dem Ziel, solche allgemeinen Definitionen auch zu finden. Meistens werden zwar die schlechten Argumentationen der anderen von Sokrates fragend entzaubert, aber ein Konsens wird nicht erreicht. Die Experten der Frömmigkeit (Dialog Euthyphron), der Freund­ schaft (Dialog Lysis), der Besonnenheit (Dialog Charmides), der Tugend (die Dialoge Protagoras und Menon), der Tapferkeit (Dialog Laches) oder der Gerechtigkeit (Dialog Politeia) vertreten zwar unhaltbare Positionen. Aber eine neue, bessere und eindeu­tige Definition des Wesens dieser Tugenden kommt trotzdem nicht zustande." [mijn nadruk] (153)

Punt is dat eerst vastgesteld moet worden wat ware kennis nu eigenlijk is, zo ontdekt Plato gaandeweg. Dat gebeurt in het boek Theaetetus en dat wordt hier dan ook uitvoerig besproken.

"Eine solche Abwertung der Wahrnehmung kennen wir (und auch Platon) bereits von Heraklit. Im Grunde bildet sie von Anfang an eine zentrale Verfassungspräambel der abendländischen Philoso­phie. Entweder ich verlasse mich auf meine Sinne und verzichte auf den Anspruch von absolutem Wissen. Dann bin ich mit meiner Philosophie schnell am Ende. Oder ich diskreditiere die Sinne und versuche auf andere Weise zu höherer Einsicht zu kommen. Dann öffnet sich der Philosophie eine weite Erkenntnissphäre, das über­sinnliche, das sie Stück für Stück von der Theologie übernimmt. Kein Wunder, dass die Philosophen zweitausend Jahre lang weitgehend den zweiten Pfad beschritten haben - er gibt ihnen einen ganz anderen Spielraum für große Schlussfolgerungen." [mijn nadruk] (156)

[En dat maakt filosofie dus op een bepaalde manier tot theologie, helaas. Niet erg indrukwekkend en de oorsprong van allerlei schijntegenstellingen zoals:]

"Gibt es in meinem Kopf »ursprüngliche« Ideen und Vorstel­lungen? Oder stammt alles, was ich denke, aus der sinnlichen Wahrnehmung?"(157)

Het boek Theaetetus komt niet uit op een duidelijke theorie over de kennis. Volgt een stuk over Plato's gebruik van mythen.

"Auf den ersten Blick erscheint der Mythos als das genaue Ge­genteil der Philosophie Platons. Denn die Suche nach Definitio­nen ist der Versuch, auf vernünftige Weise zur Wahrheit vorzudringen. Alles Unvernünftige dagegen wird mit Vier minus in die Ferien verabschiedet. Und der Mythos ist nicht nur unvernünf­tig - er will es auch sein.
Auf den zweiten Blick aber sieht man, dass Platons Dialoge voller Mythen sind. Und in diesen Mythen wimmelt es von Göt­tern und Geschichten, skurrilen Einfällen, absurden Behauptungen und fragwürdigen Berichten."(163)

"Die schillernden Mythen haben also eine durchaus schillernde Funktion. Sie machen Vorgänge selbst dann sinnlich plausi­bel, wenn ich den farbigen Details misstraue. Aus empirischen Unwahrheiten oder Unwahrscheinlichkeiten entspringen gleich wohl tiefe Einsichten über eine Sache. Und es sind sämtlich Ein­sichten, die ich mithilfe des Logos definitiv nicht gewinnen kann!" [mijn nadruk] (165)

[Het is maar wat je hier met Logos bedoelt ... Natuurlijk kunnen allerlei verhaalvormen (ook films, zelfs zoiets abstracts als muziek) tot inzichten over dingen leiden. Maar waarom zouden die niet onder 'Logos' vallen? Hoe vat je Logos dan op? Nog steeds als het woord dat iets definieert? Definiëren is afgrenzen. Verhaalvormen, ook non-verbale, kunnen heel goed afgrenzen. Ik vind het een verwarrende opmerking.]

"Aber Platon kommt offensichtlich gar nicht in den Sinn, den Anspruch der Philosophie so klein zu halten. Ebenso wie die Definitionen, so sind auch die Mythen Werkzeuge. Sie dienen dazu, einen Beitrag zu einer besseren Welt zu leisten. Und während die Definitionen das Denkgebäude mit Vernunftgründen absichern, geben ihm die Mythen einen farbigen Anstrich. In der Statik der Konstruktion erfüllen sie damit unterschiedliche Aufgaben. Die Definitionen überzeugen rational, die Mythen sinnlich. In beiden Fällen geht es dabei um Wahrheiten, die (auf unterschiedliche Weise) einleuchten, also evident sind. Aber warum sind manche Einsichten evident und andere nicht? Auf welche höhere Wahrheit oder Wirklichkeit kann man sich berufen, wenn man sagt, dass etwas stimmt oder nicht stimmt?" [mijn nadruk](167)

"Alle genannten Vorgänger Platons vertraten also ein »Zwei­ Welten-Modell«. Hier die täuschungsanfällige flüchtige Sinnen­welt, dort das Reich der unveränderlichen und ewigen kosmischen Gesetzmäßigkeiten. Und all dies macht auf Platon Eindruck. Je weniger es mit den Definitionen von Schönheit, Gerechtigkeit, Tapferkeit, Freundschaft usw. voranging, umso dringlicher muss es erscheinen, ein wahres Wesen der Dinge anzunehmen, das nicht in den Einzeldingen selbst liegt. Es musste Gesetze geben, wie in der Mathematik, die den vielen Besonderheiten ihr Allgemeines geben. Und diese Gesetze müssen den Dingen übergeordnet sein, so dass jedes Einzelding teil an ihnen hat. So wie jedes konkrete Dreieck, wie auch immer es aussehen mag, ein Dreieck im allgemeinen Sinne ist. Auf gleiche Weise gibt es in der Welt zwar ge­rechte Handlungen und schöne Dinge. Aber »das Gerechte « und »das Schöne « selbst gibt es nicht in der Sinnenwelt, sondern nur außerhalb von ihr. Ein schönes Ding ist nicht das Schöne, sondern es hat Anteil am Schönen." [mijn nadruk] (168-169)

"Diese Ideen sind, ähnlich wie bei He­raklit und Parmenides, die eigentliche Welt. Wie Platons Zeitgenossen sich das genau vorstellen sollen, erläutert der Meister in mehreren Dialogen vor allem der mittleren Schaffensphase, am ausführlichsten in der Politeia." [mijn nadruk](170)

"Und an keiner Stelle definiert er wirklich klar, was unter einer »Idee« zu verstehen ist. Stattdessen kommt Sokrates mal mehr und mal weniger ausführlich darauf zu sprechen. Von einer Lehre würde man deutlich mehr Verbindlichkeit erwarten. Doch Platons Sicht der »Ideen« war offensichtlich nicht bindend für die Akademie. Einige von Platons Schülern sowie sein Nach­folger als Schulleiter haben ihm in diesem wichtigen Punkt ent­weder widersprochen, oder sie sind ihm zumindest nicht gefolgt." [mijn nadruk](170)

"Ideen sind die wirkliche Wirklichkeit, die hin­ter allen Sinneserscheinungen verborgen liegt. Diese verborgene Realität ist allgemein, ewig, unveränderlich und idealtypisch. Sie ist vollkommen und somit unüberbietbar »gut«. Sie ist ebenso unkörperlich wie ortlos und steht noch über den Göttern. Von den Ideen aus erhält alles Göttliche wie Irdische seine Form und seinen Zuschnitt. Und nur weil es Ideen gibt, können Menschen über­haupt etwas erkennen, ansonsten stochern wir im Nebel. Die Ein­führung von Ideen garantiert, dass zwischen Meinen und Wissen ein wichtiger Unterschied besteht. Genau danach hatte der historische Sokrates gesucht - nach Sätzen, die wahr sind. Und wahr ist, nach Platon, was den Ideen entspricht. Nur die Existenz von ihnen ermöglicht uns, eine Wesensschau der Dinge zu betreiben und das unsichtbare Urbild hinter allen sichtbaren Abbildern zu erblicken. Wie geht das? Keine ganz einfache Frage." [mijn nadruk] (171)

"Es spricht Bände, dass die höchste Idee Platons nicht die der Wahrheit, sondern die des Guten ist. Denn das Gute ist das Scharnier zwischen Platons theoretischer und seiner praktischen Philosophie; der Grund, wa­rum es sich überhaupt lohnt zu philosophieren." [mijn nadruk] (174-175)

(180) Geld oder Ehre? Platons Staat

"Was an den politischen Verhältnissen seiner Zeit schreckt Platon so ab, dass er noch Jahr­zehnte nach dem Justizmord an Sokrates die politische Ordnung Athens grundsätzlich in Zweifel zieht? Woraus resultiert sein Un­ behagen an der Kultur seiner Vaterstadt?"(182)

"Platons Motive scheinen sehr vielschichtig gewesen zu sein. Wir müssen sie allerdings aus mehreren verteilten Äußerungen zusammensuchen. Auf jeden Fall begegnet uns immer wieder der konservative Platon, der vornehme Vertreter des Hochadels. Seine moralische Behausung ist die alte überkommene Adelsethik von Ehre und Muße. Zu Platons Zeit war sie die einzige Ethik, die überhaupt als solche betrachtet wurde. Das Nachdenken über das Gute war eine zutiefst aristokratische Tätigkeit."(182-183)

[Dat zegt inderdaad veel over wat hij te berde brengt over de staat. Het is een duidelijk voorbeeld van dat er een samenhang bestaat tussen iemands milieu en achtergronden en zijn of haar filosofie: de waarden en normen die voorgestaan worden, de keuzes, illustreren dat. Het voorbeeld dat je niet voor geld hoort te werken en dat je daarvoor slaven in dienst kunt nemen illustreert dat. Dat kun je gemakkelijk zeggen als je uit een rijke familie komt en zelf geen slaaf bent.]

"Am guten Kern dieser aristokratischen Herren-Ethik hat Platon offensichtlich keinen Zweifel. Die Forderung nach einer Abschaffung der Sklaverei, wie einige Sophisten sie vortragen, ist Platon völlig fremd. Seine Feinde sind die Händler und Geldverleiher, also die frühen Kapitalisten, wenn man so will. Ihr Geschäft ist, nach Platon, der Betrug. Und ihr Erfolg, wie es im Dialog über die Gesetze (Nomoi) heißt, der Anfang vom Ende jeder gesellschaft­ lichen Moral."(184)

"Was bei Platons Geburt nach unseren heutigen Vorstellungen undemokratisch war, bleibt undemokratisch. All dies ist das Tableau, auf dem Platon sein ehrgeiziges Ziel verfolgt: die Gesellschaft und den Staat grundlegend zu erneuern! Wie bereits angedeutet, ist der Hocharistokrat kein kühner Reformer, keiner, der eine besser funktionierende Demokratie anstrebt."(186)

"Der Maßstab für diese Gerechtigkeit ist eine unveränderlich vorgegebene Natur. Die Seele ist gerecht, wenn sie entsprechend wohlgeordnet ist. Und die Verhältnisse in der Welt sind legitim, wenn sie mit der natürlichen Ordnung übereinstimmen. Platon lässt dabei viele Werte der alten aristokratischen Ethik unange­tastet. Dass das Leben Kampf und Konkurrenz ist, wird unhinterfragt vorausgesetzt. Selbst im Erringen moralischer Vortreff­lichkeit scheint es noch darum zu gehen, andere zu übertreffen! Kann man auf der Basis einer solchen stolzen und privaten Ethik ein Staatsgebäude errichten?" [mijn nadruk] (191)

[Zoals ook Precht zegt: dit is een natuurethiek die eeuwen bestaan heeft maar inmiddels geen rol meer speelt. Voortschrijdend inzicht.]

"Ist Kallipolis am Ende eine Dystopie, ein Stein gewordener Alb­traum? Gebiert der Traum vom vernünftigen Staat ein Monster?"(192)

"In einer idealen Gemeinschaft haben wir es also mit einer Sozietät gut aufgeräumter Seelen zu tun, einer Kompli­zenschaft der Wohlmeinenden. Fundament des Staates ist die Gesinnung, es sind nicht (oder erst zweitrangig) Regeln und Institu­tionen. Das macht Platons Staatsidee so »unpolitisch« im heutigen Verständnis von Politik. Eine gesonderte Welt mit eigenen Spiel­regeln namens Politik findet sich erst bei Aristoteles. Für Platon gehört Politik zur Ethik - und seine Ethik ist politisch." [mijn nadruk] (192)

"Mit dem Vergnügen sieht es hier aber auch nicht viel besser aus als mit dem Fortschritt. Platons Sicht auf die körperliche Lust ist düster. Zumindest in der Politeia. Sokrates tritt wie ein Pythagoreer auf, der sich die Lust erst nach dem Tode ersehnt, wenn sich die unsterbliche Seele von der Last des Körpers befreit hat. Einzig Zufriedenheit sei im irdischen Leben durch viel Mühen erreich­ bar. So ähnlich urteilt Platon später auch im Philebos. Er stellt die körperliche Lust auf die unterste Stufe der Begehren und lässt vornehmlich die geistige Lust gelten. Etwas freundlicher gestimmt ist Platon in einem anderen Alterswerk. In den Nomoi gesteht er zu, dass die körperliche Lust wesentlich für den Menschen sei und nicht nur ein erkenntnisvernebelndes Ärgernis." [mijn nadruk] (195)

Het staatssocialisme is opvallend: gemeenschappen, staatsopvoeding, gelijke rechten mannen en vrouwen.

"In diesem Punkt ist er sehr viel progressiver als alle seine Vorgänger. Frauen kümmern sich für ihn nicht deshalb um Mutterschaft und Hausarbeit, weil sie von Natur aus dazu bestimmt sind. Sondern wir assoziieren Mutterschaft und Hausarbeit mit der weiblichen Natur, weil wir Frauen darauf sozial reduziert haben. Da nach Platon diese Welt des Oikos schlechte Eigenschaften wie Habsucht und Geldgier trainiert, sollen Frauen wie Männer gleichermaßen frühzeitig davon ferngehalten wer­den. Auch Frauen erhalten damit in Kallipolis ein Recht darauf, staatlich gebildet zu werden und einen Beruf auszuüben, der ihrem Talent entspricht. Im Kriegsdienst (zu dem das Wächteramt verpflichtet) sind sie militärisch gleichberechtigt. Sie dürfen ihren Ehepartner frei auswählen, und sie sind vor Gericht den Män­nern gleichgestellt.
Das ist utopisch, visionär und radikal! Denn in Athen wie über­ all in der griechischen Welt gibt es zu Platons Zeit nichts davon. Dass Frauen gemeinsam mit Männern erzogen werden und wie diese Musik und nackt Gymnastik betreiben - undenkbar! Dass eine Frau, die nicht der unfreien Unterschicht angehört, einer Er­werbstätigkeit nachgeht, ist bislang nur Prostituierten möglich. Soziale Kontakte außerhalb des Oikos sind Frauen gemeinhin verboten. Und der Ehepartner wird nicht frei gewählt, sondern Frauen werden verheiratet - wie heute noch in vielen Teilen der Welt. Sie sind Eigentum ihrer Männer und somit vor Gericht nicht rechtsfähig.
Wie fortschrittlich ist dagegen Platons Idealstaat! Allerdings gelten all diese Rechte nur für höherrangige Bürger und Bürgerin­nen, nicht für diejenigen, die an den hohen Minimalanforderungen des Bildungssystems scheitern.(...) Und für die Frauen der Unfreien wie für Sklavinnen bleibt alles beim Alten." [mijn nadruk](199)

Over het utopische van De Staat.

"Die Finanzmärkte regulieren, die Zinsen abschaffen, Chancengleichheit auch der Geschlechter gewährleisten, die Kinder voll­ständig durch den Staat erziehen und die Herrschenden für den Lohn der Ehre regieren lassen - mit diesem radikalen Staatssozialismus ist Platon als politischer Philosoph in die Geschichte ein­gegangen. Sokrates trägt diese Gedanken mit Eloquenz und Geschick, mit geschmeidigen und freundlichen Worten vor. Doch zeichnet diese Utopie den wohl härtesten Gegenentwurf, der bis dato je für eine griechische Polis gemacht wurde. Und es ist eine Utopie, die ihrem Selbstverständnis nach nicht ein Vorschlag un­ter möglichen anderen ist. Platons schöne Stadt, so dünkt es Sok­rates, soll die einzige Form des Gemeinschaftslebens sein, die sich philosophisch vernünftig und logisch begründen lässt. Doch kann am philosophischen Wesen die Welt genesen?" [mijn nadruk] (202)

[Dat is dus waarom Plato's staat zo gemakkelijk een totalitaire staat genoemd wordt. Van de andere kant komt dat soort kritiek altijd aan met kritiekloze opvattingen over 'vrijheid'. Dat maakt het lastig om een evenwichtige mening over de 'juiste' staatsinrichting te krijgen. Ik denk dat er een aantal zaken zijn in Plato's visie die erg waardevol zijn.]

"Aber auch Platon selbst scheint mit seinem Gedankenexperiment nicht uneingeschränkt zufrieden gewesen zu sein. Vermutlich hat es an Einwänden und Kritik seiner Zeitgenossen nicht gemangelt."(203)

En dat blijkt bijvoorbeeld uit de Nomoi die hij later schreef na allerlei teleurstellende ervaringen met staatsinrichting in de praktijk.

"Offensichtlich hat Platon aus seinen Sizilienerlebnissen vor allem eines gelernt: dass gute Absichten und gute Politik noch lange nicht das Gleiche sind! In früheren Zeiten war er der Überzeugung, dass es im Leben und Zusammenleben einzig und allein darauf ankommt, das Gute zu erkennen und eine gute Gesinnung auszubilden. Der Rest, so scheint es, kommt dann schon von allein. Im Alter dagegen scheint Platon klar geworden zu sein, dass auch der Wohlmeinende politische Irrtümer begehen kann. Und dass jede gute Absicht durch ein Gefilz von Umständen, Folgen und Nebenfolgen wandern muss, das den Wert einer Handlung mitbestimmt und eintrübt. Mit dieser Einsicht befreit Platon die Politik aus dem alleinigen Herrschaftsgebiet der Moralphilosophie. Nicht nur auf den politischen Durchblick (politike episteme) kommt es an, sondern auch auf Regeln. Die gute Gesinnung ist eine Brücke, die ein festes Widerlager braucht. Und diese Stütz­ pfeiler sind die Gesetze." [mijn nadruk] (206)

(210) Die Ordnung der Dinge

"Philosophie in der Vertikalen gegen Philosophie in der Horizontalen, Hierarchie gegen Klassifikation, Spekulation gegen Er­fahrung - dies ist das Bild, das Raffael und mit ihm viele andere von Platon und Aristoteles geschaffen und weitergetragen haben. Dieses Bild ist, wie wir noch sehen werden, weder ganz falsch noch ganz richtig. Der Unterschied liegt nicht in erster Linie in der Himmelsrichtung des Denkens. Auch Aristoteles spricht von ei­ner Sphäre des rein Geistigen. Und ganz ohne Spekulation kommt auch er nicht aus. Der Unterschied liegt darin, dass für Platon der Kosmos eine Ordnung haben soll. Für Aristoteles dagegen hat alles im Kosmos seine Ordnung."(211)

"Der Sinn von Mythen ist es, die übermacht des Unbestimmten erzählerisch zu bewältigen."(213)

"Wie in vielen seiner Dialoge aufblitzt, wusste Platon selbst sehr genau über die Schwächen seiner Erklärungen, Analo­gien und Vorstellungen. Und doch wollte er sein ehrgeiziges Ziel nicht aufgeben: eine Welterklärung aus einem Guss zu schmieden. Alle Teile sollten perfekt ineinandergreifen. Und genau damit er­ regte er den Zweifel seines mit großem Abstand bedeutendsten Schülers: Aristoteles!"(224)

"Nach Aristoteles sollen wir die Welt dadurch verstehen, dass wir verstehen, wie wir sie verstehen. Seine Dreiteilung nach Theo­rie, Praxis und Poesie unterteilt die Welt nach drei menschlichen Zugangsweisen, nach der Art und Weise, wie wir die Welt erle­ben, verarbeiten und gestalten. Doch im Gegensatz zur philosophischen Bedeutungstheorie des 20. Jahrhunderts war Aristoteles der Ansicht, dass die Art, wie wir die Welt erfahren, in der Struktur der Welt selbst verankert ist. Das heißt, die sorgfältig auf ihre Korrektheit geprüfte menschliche Erfahrung der Welt und die Welt »an sich « machen keinen Unterschied. Wer die Welt richtig erkennt, erkennt die richtige Welt. Wie Platon, so ist auch Aristoteles Ontologe, der nicht im Geringsten daran zweifelt, dass das, was der Mensch erkennt, tatsächlich die objektive Welt ist. Dieses Denken ist seit der griechischen Antike für alle Naturwissen­schaften bestimmend geworden.(...)
Dagegen definiert sich die Philosophie seit dem 18. Jahrhundert gern als eine Meta-Disziplin, die die Bedingungen der Möglichkeit unseres Wissens über die Welt reflektiert. Also jene Bedingungen, über die der Naturwissenschaftler gemeinhin wenig nachdenkt." [mijn nadruk] (230)

Alles wat is kunnen we volgens Aristoteles (in de Metafysica) benaderen vanuit tien categorieën:

"Kategorien sind Grundeigenschaften oder Seinsmerkmale. Mithilfe von Kategorien kann ich die Dinge genauer und schärfer fassen, indem ich sie nach zehn Aspekten ihres Seins befrage: Nach ihrem Wesen, ihrer Quantität, ihrer Qualität, ihrer Relation zu anderem, nach dem Ort, nach der Zeit, nach ihrer Lage, nach dem, was ihnen zugehört, was sie tun und was ihnen geschieht. Diese Einteilung in zehn Bestimmungselemente wird allerdings nicht konsequent durchgehalten und angewendet."(231)

"Vieles an dieser Hierarchie der Erkenntnisvermögen erinnert an Platon. Doch Aristoteles erkundet das Wesen der Dinge nicht in einer Schau außersphärischer Ideen. Stattdessen sucht er das All­gemeine, das das Wesen von etwas ausmacht, in der Welt selbst. Deshalb verwirft er die sinnliche Erkenntnis auch nicht völlig, sondern hält sie bei der Erforschung vieler Dinge für nützlich." [mijn nadruk] (232)

"Wie und auf welchem Weg kommen wir der Wahrheit näher? Das Wort logos hat zu Aristoteles' Zeiten bereits eine lange Tradition. Und doch wirkt es eigentümlich diffus, solange wir die Logik des Logos nicht näher ausleuchten. Wie funktioniert vernünftiges Denken? Wie entsteht Klarheit? Wann stimmt eine Behauptung, und wann stimmt sie nicht?
Die Leistung, die Aristoteles hier vollbringt, ist enorm: Er be­gründet die Logik! Er systematisiert sie auf kluge und umfassende Weise und schafft damit einen Meilenstein in der Geschichte des abendländischen Denkens." [mijn nadruk] (232)

"Und der Rhetoriker wirkt unmittelbar auf die Politik und die Moral der Gesellschaft ein. Deshalb sei es wichtig, dass er sich dem Glück seiner Mitmenschen ebenso verpflichtet fühle wie der Wahrheit. Seine wichtigs­te Qualität ist nicht die Logik, nicht einmal höchste Plausibilität, sondern schlicht Glaubwürdigkeit." [mijn nadruk] (233)

"Aristoteles' Bild der Natur kennt die Ausrichtung auf ein Ziel (Teleologie), insofern jedes Lebewesen zweckmäßig ausgestattet ist. Aber es kennt keine Gesamtteleologie, keinen übergreifen­ den Sinn des ganzen Naturschauspiels. Doch wenn es keinen solchen Sinn gibt, nach welchen »vernunftlosen« Regeln funktioniert dann der Mechanismus, der die Zweckmäßigkeiten erzeugt? Diese Fragen werden länger als zweitausend Jahre unbeantwortet bleiben. Erst die französischen Naturforscher George-Louis Ledere de Buffon, Jean-Baptiste de Lamarck und Etienne Geoffroy Saint­ Hilaire werden im 18. und frühen 19. Jahrhundert hier ansetzen und nach nicht religiösen Erklärungen suchen. Und ihre engli­schen Kollegen Charles Darwin und Alfred Russel Wallace werden Jahrzehnte später die Spielregeln des Zufalls so deuten, dass die Methode des natürlichen Wahnsinns sichtbarer wird."(238-239)

"Aristoteles kennt kei­ne Seinssphäre, die vor oder über allem anderen liegen soll, oder wie die Philosophen sagen, keine Erkenntnis a priori. So gibt es auch keine Gesundheit, keine Schönheit und keine Blödheit an sich, sondern nur gesunde, schöne oder blöde Menschen. Verall­gemeinerungen, Abstrakta und Wesensbezeichnungen sind zwar möglich, sinnvoll, richtig und wichtig, aber sie sind (anders als Platons Ideen) keine Substanzen!"(239)

[Nee, het zijn alleen maar woorden ... Maar Aristoteles ziet dat nog ziet zo. Woorden hebben een bestaan, al is het zonder substantie.]

"Die Frage, ob die allgemeinen Din­ge tatsächlich als Dinge existieren oder nur als Worte, wird später die ganz große Streitfrage der mittelalterlichen Gelehrtenwelt werden. Das ganze Glaubensgebäude der christlichen Theologie hängt davon ab."(240)

"Aristoteles behandelt das Problem der Seele (psyché) als eine Frage der Physik. Für manchen heutigen Leser ist das befremdlich. Doch Aristoteles denkt bei »Seele« nicht wie später die Christen an Schuld und Erlösung. Er denkt auch nicht an »Bewusstsein«, wie es Rene Descartes im 17. Jahrhundert tun wird. Und er ist weit davon entfernt, die Seele mit dem Empfinden von Subjektivität zu verbinden, wie später die Romantiker. Für Aristoteles gehört der Begriff zu allem, was lebt. Die Seele ist die Form eines organisierten Körpers und sonst nichts.(...)
Dass die Seele etwas vom Körper völlig Verschiedenes sein soll, wie bei Platon, lehnt Aristoteles entschieden ab. (...) Eine Lebenskraft von außen, ein in die Materie einfahrender Geist, ist damit unnötig. (...)
In seinem Werk Über die Seele (Peri psychês) untersucht er die untrennbare Einheit aus Leib und Seele. Seine Grundbegriffe sind »Materie« und »Form«.(...)
Für Aristoteles ist die Seele we­der ein Ding noch eine Zutat. Vielmehr ist sie das Prinzip des Le­bendigen, das das Leben vom Unbelebten unterscheidet. Wird ein Lebewesen belebt, so geraten der Akt und die Gestaltungskraft des Belebens ans Ziel.(...)
Lebewesen haben also keine Seele, sondern sie sind Seele; denn ohne Seele sind sie keine Lebewesen. Aber wie muss man sich diese Seele vorstellen?" [mijn nadruk] (244-245)

"Exklusiv menschlich ist die höchste Seelenform, die Humanseele. Zu den Fähigkeiten der Pflanzen- und der Tierseele tritt hier die Fähigkeit hinzu, Anteil an Geist (nous) und Vernunft (logos) zu haben.
Im Gegensatz zu Platons Vernunftseele hat Aristoteles' Human­seele nicht nur etwas rein Geistiges, sondern auch etwas Körper­liches. Denn um denken zu können, muss ich zuvor etwas wahr­nehmen, auf das sich mein Vorstellen und Denken bezieht. Ohne Wahrnehmung keine Vorstellungswelt, und ohne Vorstellungen kein Denken. In diesem Sinne ist der Mensch nur deshalb ver­nunftfähig, weil er einen animalischen Körper besitzt. Die Ver­nunft selbst ist zwar körperloser Geist, aber anwenden können wir sie nur im Zusammenspiel mit unserem Leib." [mijn nadruk] (245)

"Eine Wiederge­burt, gar eine Unsterblichkeit meiner persönlichen Seele ist damit undenkbar.(...)
Wenn der Mensch, nach Aristoteles, ein für alle Mal sterblich ist, so hat das nicht nur Konsequenzen für mein Seelenheil, son­dern ohne Zweifel auch für mein Handeln. Warum soll ich mich abmühen, mich zu verbessern, redlich zu sein und ethisch gut zu leben, wenn am Ende keine Belohnung winkt? Auf was soll sich das von Aristoteles genannte typisch menschliche »Streben« rich­ten, wenn es dafür kein letztes übersinnlich höheres Ziel mehr gibt wie bei Platon?"(246-247)

(248) Eine artgerechte Moral

"Die Suche nach einem sittlich guten Leben verbindet Aristote­les mit seinem Lehrer. Doch die Gemeinsamkeiten enden schnell. Während Platon sich der Ethik als Metaphysiker nähert und nach zeitlosen und absoluten Vorlagen in der Ideenwelt fahndet, un­tersucht Aristoteles die Ethik eher wie ein Verhaltensforscher. Wie verhalten sich Menschen? Und warum verhalten sie sich so, wie sie sich verhalten? Was treibt sie an, was fördert ihr Glück, und was sind die gefährlichen Fallstricke? Warum ist moralisches Handeln so schwierig? Und warum findet nicht jeder sein Glück (eudaimonia), wenn doch alle danach streben?
Aristoteles ist immer Ethiker und Ethologe in einem. Und wie in seinen zoologischen Studien, so erweist er sich auch in der Ethik vor allem als ein sehr genauer Beobachter. Bedauerlicherweise nimmt er sich als Anthropologe nur eine einzige Spezies genauer vor: den freien Mann! Sklaven und Frauen dagegen werden als Mängelwesen charakterisiert. Und sie werden bei allen ethischen und politischen Betrachtungen nur am Rande erwähnt. Viele sei­ner Zeitgenossen dürften dies ähnlich gesehen haben, aber, wie wir in der Diskussion um Platon gesehen haben, gewiss nicht alle. Bei einem Menschen, der, wie Aristoteles, seine Philosophie schonungslos aus der genauen Erfahrung und präzisen Beobachtung entwickelt, ist diese vorurteilsbeladene Sicht auf Frauen und auf die Sklaverei ohne Zweifel eine Enttäuschung."(249)

"Um das Gute zu wissen ist im Leben die eine Sache, ein gutes Leben zu führen eine andere. Neben präzise bestimmbaren Konstanten treten hier zudem zahlreiche Variablen auf. Die Ethik ist ein Herrschaftsgebiet der Ausnahmen über die Regel. Diese überzeugende Einsicht ist es, die Aristoteles' Ethik humaner - und das heißt: der menschlichen Natur angemessener - macht als die »unmenschliche« Ethik Platons." [mijn nadruk] (251)

"Menschen sind von Natur aus so, dass sie nach dem Guten stre­ben. Und wenn wir Gutes tun, geht es uns gut. Mit dieser Defini­tion gibt Aristoteles dem menschlichen Streben ein Ziel, ohne da­für eine Weltseele oder außersphärische Ideen ins Spiel bringen zu müssen. Auch Aristoteles' Ethik ist eine Naturrechtsethik. Doch statt sich auf eine transzendente Idee des Guten zu verlassen, verweist Aristoteles auf die Natur des Menschen als vernunftbegabtes Lebewesen. Gut zu handeln erfüllt danach eine höhere Form von Zweckmäßigkeit. Es führt das menschliche Streben an sein Ziel." [mijn nadruk] (251)

[Ik geloof dat ik beter Aristoteles had kunnen bestuderen dan Plato. Van Plato heb ik alles gelezen, van Aristoteles niets. Aristoteles bevalt me wel. Weer iets om te doen ...]

"Aristoteles kennt nicht nur Werte und Normen, sondern ebenso menschliche und allzu menschliche Umstände und Schwächen. So gibt die Ethik dem Menschen einerseits vor, was »richtig« ist, und andererseits Hinweise darauf, was »ratsam« ist. Dabei sind Wer­te und Normen wichtiger als moralische Cleverness. Wer stets so handelt, dass er sich bestens und geschickt durchs Leben laviert, lebt definitiv nicht richtig. Ein sittlich gutes Leben besteht auch für Aristoteles ohne jeden Zweifel darin, ein sittlich gutes Leben führen zu wollen, und nicht, sich durchzumogeln."(254-255)

"Alle Verantwortung liegt beim Men­schen! Es gibt nichts Gutes, außer man tut es!"(257)

"Für Aristoteles ... ist ein gutes Leben ein intelligent geführtes Leben. Und ethisches Handeln ist kompetentes Handeln auf der Grundlage von kompetentem Denken. Ein solches Den­ken vermag unseren Charakter zu formen, indem es unseren Willen, unsere Emotionen, unsere vorschnellen Reaktionen, Sensibilitäten, Stimmungen, Wünsche und Erwartungen bändigt. Ist diese Kultivierung erfolgreich, so wird aus einem wankelmütigen und schwachen Charakter ein gefestigter Charakter, einer, der im »Besitz« von Tugenden ist und diese nicht einfach nur anwendet, sondern verkörpert."(258)

"Aristoteles stellt das Prinzip der Eigenverantwortung (zumindest für alle freien Männer) über die Ohnmacht vor dem Willen der Götter und die Bindungskraft des Milieus." [mijn nadruk] (260)

"Wie Platon sieht Aristoteles den Höhepunkt des Menschseins ... darin, ein freier männlicher Philosoph zu sein. Unbeeinträchtigt von vie­len Händeln, gestaltet er autark sein Schicksal - als ein Mann, der frei ist, sein Wissen zu mehren und das Richtige zu tun, als einer, der mit allen Menschen gut auskommt. Dieses Ideal des theore­tischen Lebens wird äußerst folgenreich. Es prägt das Selbstverständnis der Wissenschaften und der Wissenschaftler durch mehr als zwei Jahrtausende."(262)

"Die beste Lösung nennt Aristoteles politie, ein Gemeinwesen, das von den Vernünftigen gelenkt wird. Zwar sollte sich jeder freie Bürger an der Politik der Polis beteiligen dürfen, aber den Zugang zu höheren Ämtern möchte er auf eine Führungselite be­schränkt sehen. Denn dem gemeinen Volk fehle die Muße für all­ zu anspruchsvolle politische Aufgaben. Ein solches Konzept ist ohne Zweifel aristokratisch oder oligarchisch. Jeder darf wählen, aber den Staat sollen nur die Ehrwürdigsten und Betuchtes­ten leiten dürfen."(268-269)

"So problematisch und widersprüchlich Aristoteles' politische Vorstellungen im Ganzen sind, so viele kluge und wegweisende Ansichten entwickelt er im Detail. Er formuliert das Prinzip, dass die Politik dem Gemeinwohl verpflichtet sein müsse und sich da­ ran messen lassen soll. So diffus das Gemeinwohl ist, es ist sehr viel konkreter als Platons Idee des Guten, auf die seine beiden Idealstaaten eingeschworen sind. Und Aristoteles führt auch den Begriff der Freiheit in die Politik ein. Da sich ohne Freiheit keine Tugenden kultivieren und ausüben lassen, ist es die Aufgabe der Politik, die Freiheit ihrer Bürger zu achten und zu schützen. Dabei unterscheidet Aristoteles zwischen zwei Freiheiten: der Freiheit, sich politisch zu betätigen, und der Freiheit, in vielen Dingen vom Staat in Ruhe gelassen zu werden. Diese Unterscheidung ist eine der wichtigsten in der Geschichte der politischen Philosophie."(269)

"Bei aller Hochachtung vor Aristoteles können wir eines nicht übersehen. Seine gesamte politische Philosophie ist auf dem Grundsatz aufgebaut, dass der tugendhafte Bürger nicht arbei­tet. Nicht einmal der Begriff der »Arbeit« kommt in seiner Welt vor, lediglich das »Herstellen« (poiesis) der Handwerker. (...) Arbeiten zu müssen bedeutet für Aristoteles, von der Tugend ausgeschlos­sen zu sein. Damit fallen Frauen und Sklaven durch den Rost. (...) er spricht sowohl Sklaven wie Frauen grund­sätzlich die Fähigkeit ab, tugendhaft sein zu können." [mijn nadruk] (270)

"Für Aristoteles sind Frauen und Sklaven kognitive Mängelwe­sen. Sie verkörpern folglich nur den niederen Seelenteil. Sie fühlen und begehren, aber sie handeln nicht vernünftig und logisch."(271)

"Die Legitimität der Herrschaft des freien griechischen Mannes über Frauen, Sklaven und Barbaren steht philosophisch auf äußerst wackeligen Beinen. Und doch werden Aristoteles' Argumente über mehr als zweitausend Jahre dabei helfen, die Ungleichheit unter den Menschen zu rechtfertigen. Wenn die Unterdrückung der Frau und die Sklaverei einen großen Geist wie Aristoteles nicht gestört haben, so brauchte es auch kleinere Geister bis ins 19. Jahrhundert hinein nicht zu stören.
Kaum weniger einflussreich als die Begründung der Ungleichheit unter den Menschen ist Aristoteles' Plädoyer für das Privateigentum. Gegen Platon lehnt er nicht nur die Gleichberechtigung der Frau ab, sondern auch die frühe Trennung der Kinder von den Eltern und die Idee der kommunistischen Gütergemeinschaft. Seine Argumente sind dabei keineswegs philosophisch, sondern nüchtern pragmatisch. Dass Eltern ihre eigenen Kinder anderen vorzögen, sei doch unter biologischen Gesichtspunkten völlig normal und vom Staat nicht abtrainierbar. Und wenn, wie von Pla­ton vorgeschlagen, Güter allen gemein sind, so fühlt sich am Ende keiner für sie verantwortlich. Hier erkennt Aristoteles früh und richtig ein Manko des Kommunismus." [mijn nadruk] (274)

"Konsequenterweise lehnt auch Aristoteles, ähnlich wie Platon, die Zinswirtschaft ab. (...) Noch die Philosophen des Mittel­alters bis hin zu Luther werden das genauso sehen wie Aristoteles. Und auch heute mehren sich verstärkt Stimmen, die die chrema­tistiké für die Wurzel allen gesellschaftlichen Übels halten."(277)

(279) Aussteiger und Zweifler

Dit hoofdstuk gaat over de periode na Plato en Aristoteles, de wereld na de grote veroveringstochten van Alexander de Grote die het Griekse denken ontsloot voor velen en het opende voor de ervaringen met en van nieuwe culturen. Allerlei filosofenscholen ontstaan, veel in Athene, maar ze zijn het niet erg met elkaar eens. Er heerst een soort van moedeloosheid, de samenleving blijkt stugger dan gedacht en ideale staten zijn ver weg. De bloeitijd van Athene is voorbij. De aandacht gaat naar individuele mensen, van sociologie naar psychologie zogezegd.

"Die Bevölkerung in Athen geht zurück, Massenauswanderungen gehören zum Alltag, und die Wirtschaftskraft der Stadt nimmt ab.
Athen, noch vor wenigen Jahren der Nabel der westlichen Welt, bleibt zwar weiterhin für längere Zeit die Kulturhauptstadt des Abendlands, doch seine politische Bedeutung schwindet. Kein Wunder, dass die neuen Philosophien in der Stadt fast allesamt Leidvermeidungsphilosophien sind. Statt neue Horizonte zu er­ öffnen, dienen sie der Immunisierung gegen Ängste, und zwar der Angst vor dem Irrtum (Skeptiker), der Angst vor Leiden (Epikur) und der Angst vor den Leidenschaften (Stoa). Aus Philosophen als Großbaumeistern der Theorie werden Lebenshelfer und Ratgeber, oder aber sie wandeln sich zu Totalverweigerern, Provokateuren und Aktionskünstlern, gegen deren anarchischen Zweifel Sokrates ein versöhnlicher und gutgläubiger Mensch war ..." [mijn nadruk] (283)

Over Diogenes en de 'cynici' met hun provocerende opvattingen zijn de bronnen onbetrouwbaar.

"Dagegen existiert eine bis heute fortwährende Tradition von Philosophen als Provokateuren. Man denke an die Linie von Dio­genes über Voltaire, Michail Bakunin, Friedrich Nietzsche bis Paul Feyerabend, Jacques Derrida, Gilles Deleuze, Slavoj Zizek und anderen. Zum Markenzeichen dieser philosophischen Spielart ge­hören die bewusst gesuchte politische Anstößigkeit, die Übertrei­bung und oft auch der Spott für die braveren Kollegen, die man gern verächtlich macht .." [mijn nadruk] (286)

Plato's invloed neemt af.

"Noch schlechter ist es um Aristoteles' Nachruhm bestellt. Seine Philosophie eignet sich weit weniger zur Heiligenverehrung als diejenige Platons."(288)

Zijn leerlingen van het Lyceum, de peripatetici, ontwikkelen de wetenschappen waarvoor Aristoteles de grondslagen gelegd heeft.

"Mit der nachlassenden Strahlkraft der Akademie und des Peripatos öffnet sich der Raum für die vielen neuen Philosophen in der Stadt. Eine der wichtigsten Strömungen ist die radikale Skepsis."(289)

Bijvoorbeeld Pyrrho van Elis.

"Die Welt, so Pyrrhon, sei dem Menschen schlichtweg unbegreiflich. Das Einzige, was bleibt, ist die Urteilsenthaltung (epoché) - eine Position, die im 20. Jahrhundert zum Ausgangspunkt der Phänomenologie Edmund Husserls wird. Diese Haltung geht als pyrrhonische Skepsis in die Geschich­te der Philosophie ein, und sie wirkt lange nach. Die sichere Er­kenntnis der Welt - das Ziel Platons und Aristoteles' - ist damit von Anfang an zu nichts als Selbsttäuschung entwertet. Das Geschäft der Philosophie ist nicht mehr das Erkennen oder Wissen, sondern das Zweifeln an allem, einschließlich des Logos."(291)

"Standpunktlosigkeit, Ironie und beißender Spott sind die preis­werten Zutaten eines Denkens, das in politisch langweiligen Zei­ten immer wieder gut gedeiht. Aus dieser Sicht gibt es nichts, wofür es sich zu kämpfen oder zu argumentieren lohnt, nur ein allgemeines Dagegen und ein bisschen privates Glück. Gemüts­ruhe (ataraxia) ist der Zustand, den der Skeptiker anstrebt." [mijn nadruk] (292)

"Immerhin kennt auch ein radikaler Skeptiker wie Arkesilaos Bewertungen, nämlich die Bewertung, dass es gut sei, sich einer Bewertung zu enthalten. Folgerichtig lebt er moralisch indifferent. Weder achtet er ein bestimmtes Verhalten noch verachtet er es. Diese Position ist natürlich ebenfalls hochgradig inkonsequent. Denn wer sich jedes Urteils enthält, der kann nicht einmal die Ansicht vertreten, dass es gut sei, sich seines Urteils zu enthalten. Auch das ist ein Werturteil, sogar ein ziemlich starkes. Zudem er­ klärt Arkesilaos, nicht anders als Demokrit und Pyrrhon, die Ge­ mütsruhe zum Lebensziel. Offensichtlich weiß er, dass das ein gu­ tes Ziel ist. Für einen Mann, der meint, nicht werten zu können, ist das eine ziemlich entschiedene Wertung!" [mijn nadruk] (295)

"Eine Philosophie, die ihren Anhängern auf keine Weise etwas an die Hand gibt, das ihnen dabei hilft, ein gelingendes Leben zu führen, macht sich angreifbar. Denn dass Philosophie in irgendeiner Weise nützlich und hilfreich sein soll, ist nicht nur in der Antike ihr ungeschriebener Verfassungsauftrag." [mijn nadruk] (296)

[Voorwaar een mooie uitspraak. En zo van toepassing op die andere vorm van skepsis, het poststructuralisme / postmodernisme. Skepsis moet ergens toe leiden, waarom zou je anders dingen in twijfel trekken? Twijfelen om het twijfelen, skepsis om de skepsis is zinloos.]

"Aus heutiger Sicht erinnert die radikal skeptische Zeit der Aka demie an den französischen Poststrukturalismus der Sechziger- bis Neunzigerjahre. Was Arkesilaos und seinen Schülern die » Unun­terscheidbarkeit« der Dinge ist, ist Jacques Derrida und seinen Adepten die »Arbitrarität« (Beliebigkeit) sprachlicher Ausdrücke. Der Poststrukturalismus ist, ähnlich wie die Philosophie des Arke­silaos, eine Denkweise, die sich in ihrer konsequenten (Sprach-) Skepsis gegen jede Kritik immunisiert. Je unpolitischer sie im Lauf der Zeit wurde, umso verspielter und prätentiöser spreizte sie sich zugleich auf. Und so wie der Poststrukturalismus mehr als eine Generation von Schülern paralysierte (und anschließend als Zyniker in Werbeagenturen und Feuilletons verteilte), so dürfte wohl auch die elitäre Skepsis der Akademiker wesentlich dazu beigetragen haben, die attische Gesellschaft sozial und politisch zu lähmen ..."(297)

(298) Das richtige Leben im falschen

"Drei Punkte bestimmen die Philosophie von Epikur: die Willensfreiheit, die Wahrheit der Sinne und die hohe Bedeutung der Lust für das Leben. Für ihn geht jede Erfahrung einzig und allein von den Sinnen aus; eine Position, die wir von Protagoras, Antisthenes und Pyrrhon kennen. Zwei Jahrtausende später wird sie ihre Re­naissance erfahren. Dann werden die angelsächsischen Empiristen und die französischen Sensualisten des 17. und 18. Jahrhunderts (John Locke, David Hume, George Berkeley und Etienne Bonnot de Condillac) mit dieser Ansicht den vorherrschenden Rationalismus bekämpfen." [mijn nadruk] (302-303)

"Für ihn gibt es keine Werte in der Welt, die nicht etwas mit den Sinnen und der Sinnlichkeit des Menschen zu tun haben. Und wer diese Sinnlichkeit ernst nimmt, der kommt schnell zu dem Schluss, dass Lust dem Menschen guttut und Leiden schlecht ist."(303)

"Die Grammatik jeder Ethik ist damit schlicht und einfach vorgegeben: die Lust zu mehren und das Leiden zu verringern - eine Haltung, die unter dem Namen Hedonismus (nach dem Wort hêdonê für »Lust«) Karriere machen wird."(304)

"Tatsäch­lich reich wird man, nach Epikur, nicht dadurch, dass man seinen Besitz mehrt, sondern dadurch, dass man seine Wünsche verringert. Und - ein Satz, den man sich über dem Eingang der Deut­schen Bank wünscht: »Der Reichtum, der keine Grenze hat, ist eine große Armut. «"(307-308)

"Mit Epikur hält ein neues Verständnis von Philosophie Einzug in die Geschichte: das Konzept der Philosophie als praktische Le­benshilfe! Pythagoras hatte den Philosophen als Guru gesehen, Heraklit als einen einsamen Weisen. Mit Sokrates wird der Philosoph zum Fragenden und Suchenden; Platon hatte ihn zum Weltverbesserer erkoren und Aristoteles zu einem Experten für alles. Mit den Lehrsätzen aus Epikurs Garten aber nimmt nun die philosophische Ratgeberliteratur ihren Anfang."(308-309)

"Für Epikur ist ein Weiser ein Mensch, der es gelernt hat, seine Bedürfnisse zu regulieren und sich selbst zu managen. Frei von fal­schen Begierden und unnötigen Ängsten blickt er gelassen in die Welt und erfreut sich der vielen kleinen Dinge. Eine hübsche Utopie, aber im Vergleich zu Epikurs Vorgängern, Platon und Aristoteles, auch eine ziemlich asoziale. Von der Polis ist an keiner Stel­le des überlieferten Werks die Rede. (...) Alle Lebensverhältnisse sind bei Epikur privatisiert. Deutlicher kann sich die Auflösung der Polis durch Alexander den Großen philosophisch kaum niederschlagen."(310)

"... die Stoiker. Die Ideen der »Menschlichkeit« und des »Weltbürgertums« werden ihnen als ihre größte Leistung zu­geschrieben. Und war für Diogenes von Sinope die Welt ein Dach über dem Kopf, für die Skeptiker ein Buch mit sieben Siegeln und für Epikur ein Garten voller Freunde, so begriffen sich zumindest die Stoiker als politische Menschen."(312)

"Dabei sei Zenon stets bescheiden geblieben und hätte sich nur von Brot, Honig und etwas Wein ernährt. Zudem soll er, wie so manch an­derer Philosoph der Zeit, ein Frauenfeind gewesen sein."[mijn nadruk] (313)

[Wat is dat toch met die filosofen!?]

"Die stoische Philosophie scheint von keinem größeren Zweifel getrübt. Und obwohl sie das in den Augen an­ derer Philosophen unglaubwürdig macht, ist sie vielleicht gerade deshalb so wirkungsvoll und so einflussreich."(314)

"Alle stoische Philosophie geht von einer ganz speziellen Annahme aus. Danach ist es dem Menschen als vernunftbegabtem Wesen gegeben, die Welt untrüglich zu erkennen. Ihr Zauberwort heißt »Evidenz«. Menschen können Wahres und Falsches voneinander unterscheiden und ein gesichertes Wissen von der Welt erlangen, das völlig objektiv ist. Mit dieser Prämisse verkünden die Stoiker genau das Gegenteil dessen, was die Skeptiker von Pyrrhon bis Arkesilaos behaupten. Kein Wunder, dass sich beide Philosophen­schulen über Jahrhunderte aufs Äußerste bekämpfen."(315)

"Der Schlüssel, mit dem ich die Weltordnung aufschließe, ist (außerhalb der Mathematik) immer ein sprachlicher Schlüssel. Also gilt es, die Spielregeln zu erkennen und zu definieren, die einen logischen und korrekten Satz von einem unlogischen und falschen Satz unterscheiden.
Chrysipp begründet die Aussagenlogik und führt dazu ein Entscheidungsmittel ein, das Kriterium. Trägt eine Aussage einem einleuchtenden Kriterium Rechnung, dann ist sie wahr."(317)

"Zudem verlangt der Stoiker eine lückenlose Argu­mentation, in der sich ein Argument kausal zwingend aus dem anderen herleitet. Neben der formalen Logik braucht man dafür eine klar durchschaubare Grammatik, die es bis dahin noch gar nicht gab. Auch hier leisteten die Stoiker Großes."(317)

"Real existierende Menschen leben und reagieren nicht logisch, sondern psycholo­gisch. Und das ist in den meisten Fällen das Gegenteil von logisch.
Das Ideal der Stoiker ist allerdings auch kaum der reale Mensch, wie wir ihn kennen, sondern eher ein Vulkanier wie Mr. Spock aus dem Raumschiff Enterprise. Ein Mensch, der von keinem Affekt und keiner Leidenschaft aus der Bahn geworfen wird und der nichts akzeptiert, was nicht logisch ist. Diese enorme Bedeutung der Logik findet sich ebenso im Verständnis der Stoiker von der Natur. Denn das logische Denken ist ja nur deswegen so wertvoll, weil es der Logik des gesamten Kosmos entsprechen soll."(317)

"Es gehört zu den Eigentümlichkeiten der griechischen Philoso­phie, dass sie immer wieder Modelle entwirft, in denen der Wel­tenlauf eisern festgelegt ist und die trotzdem Handlungsfreiheit zugestehen."(322)

"Was die Stoiker gleichsam biologisch bewiesen haben wollen, ist aus heutiger Sicht ziemlich »unmenschlich«. Sie teilen dies mit allen späteren Versuchen, aus der vermeintlichen Natur des Men­schen Rückschlüsse darauf zu ziehen, was Gut und Böse ist und wie Menschen sich natürlicherweise verhalten sollten. Zwischen einer biologischen Beschreibung, wie der Mensch ist, und einer moralischen Forderung, wie er deshalb leben soll, liegt ein tiefer logischer Graben. Doch es dauert bis ins 18.Jahrhundert, bis Da­vid Hume diesen Graben erforscht und logisch ausleuchtet. Und noch heutige »Naturalisten« purzeln immer wieder leichtfertig hinein ..."(326)

"Das Bild,das die Stoiker von ihrem Weisen zeichnen, ist nicht nur erschreckend egozent­risch, sondern auch ausgesprochen hartherzig. Die Stoiker, schrieb der Franzose Blaise Pascal im 17. Jahrhundert, kannten die Größe des Menschen, aber nicht sein Elend."(330)

(334) Legitimation und Verzauberung

Alexandria rond 250vC. Het Jodendom vertaalt zijn heilige boeken (de Thora) naar het Grieks: de Septuagint ontstaat. Daarna groeit de invloed van monotheïstische religies in de regio. Ook de wetenschappen bloeien, maar de filosofie niet of nauwelijks. Andere invloedrijke steden in die tijd: Carthago, Pergamon, Antiochia, Rome.

"und setzten so den Keim für die sogenannten ab­rahamitischen Religionen, die mächtigste Glaubensströmung in der Geschichte der Menschheit." [mijn nadruk] (336)

[Soms is Precht iets té enthousiast. Dit roept nogal wat vragen op. Is dit nu waar als je vergelijkt met hindoeïsme en boeddhisme? Gaat het om aantallen gelovigen of om invloed? En zo verder. Geen handige uitspraak.]

"Wie ein Tsunami überfluten die jüdische Religion und ihre un­ehelichen Kinder, das Christentum und der Islam, langfristig die gesamte Kultur des Westens wie des Nahen und Mittleren Ostens.(...)
Den alten Philosophien fehlen die Schlichtheit, das Pathos, die Suggestivkraft des Monotheismus und die Frische einer religiö­sen Revolution von oben. Die abrahamitischen Religionen spre­chen die Volksseele an, die den griechischen Philosophen ohnehin eher fremd und verdächtig war. Doch je mehr Volk es gibt und je geschichtlich voraussetzungsloser und durchmischter es zusam­menlebt, wie in Alexandria, umso mehr rächt sich das Elitäre der griechischen Philosophie."(336-337)

Met de opkomst van Rome als imperium komt ook de filosofie wat op, bv. met Panaitios von Rhodos.

"Bei Panaitios und Poseidonios dagegen wird aus dem Stoizismus die Herrschaftsideologie des Römischen Reiches. Und wann immer ein führender Römer, ein Senator oder Kaiser sich zu einer Philosophie bekennt, dann ist es (von der Ausnahme Julius Cä­sars abgesehen) dieser Stoizismus neuer Prägung. Was Panaitios und Poseidonios lehren, hat nichts Verstörendes mehr. Politisch dient es der Legitimation der römischen Herrschaft, der Verteidi­ gung der Familie (gegen Kritiker wie Platon oder Zenon) und des Privateigentums." [mijn nadruk] (348)

"Was für das Eigentum gilt, gilt für Panaitios und Poseidonios auch für die Politik. Es soll alles so bleiben, wie es ist. Wenige starke Lenker sollen das Volk führen, das im Römischen Reich, in der besten aller möglichen Welten, lebt. Nichts anderes lernt auch der junge Römer Marcus Tullius Cicero (106 v.Chr.-43 v.Chr.) in der Philosophenschule des Poseidonios auf Rhodos. Cicero, ein Spross aus edlem Hause, studierte zuvor in Rom und Athen. Fast alles, was wir über Panaitios und Poseidonios wissen, verdanken wir seiner Überlieferung."(350)

"Cicero wird der wichtigste Lehrer der europäischen Rhetorik. Seine ungeheure Wirkung beruht auf der Prägnanz, mit der er es versteht zu definieren. Dabei verbindet er Weisheit und Überzeu­gungskraft. Denn Weisheit ohne Beredsamkeit nützt wenig. Und Beredsamkeit ohne Weisheit richtet viel Unheil an.
Philosophisch steht Cicero der Stoa nahe, aber auch vielen Überlegungen Platons. (...) Cicero erneuert die platonisch-aristotelische Anthropologie. So bringt er den Römern nahe, dass der Mensch ein Geistwesen ist, das sich selbst bewegt. Er appelliert an die Selbstverantwortung in Ethik und Politik."[mijn nadruk] (350)

Naast Stoïcijnen (zoals Cicero en Seneca, en na de bestrijding door Nero Epictetus en Marcus Aurelius) zijn er ook Epicuristen (zoals Lucretius) die juist door die eerste bekritiseerd worden.

"Dafür gibt es auch einen guten Grund. Die Epikureer sind nämlich weit davon entfernt, den Menschen als Ziel einer göttlichen Vorsehung und das Römische Reich als verdientes Ende der Ge­schichte zu verstehen. Die Dichtung De rerum natura des bedeutenden Epikureers Lukrez (ca. 95 v.Chr. - um 55 v.Chr.) entwi­ckelt stattdessen ein äußerst modernes evolutionistisches Bild der Natur. (...)
Eine Betrachtung von Natur und Kultur, die keinen Zustand für ewig und endgültig hält und zu jeder Errungenschaft die Nachtei­le auflistet, passt schlecht für eine Staatsphilosophie. Sie stellt so­ gar eine latente Gefahr da und hält den Zweifel an der römischen Weltordnung wach."(352)

Dan begint het christendom door te dringen. Filosofisch gebeurt dat via het platonisme met Philo van Alexandrië.

"Die Pointe dieser Philosophie ist nicht nur eine brachiale Verschmelzung von Judentum und griechischer Philosophie. Sie gipfelt auch in einer philosophisch-religiösen Demutshaltung ge­genüber dem einen und einzigen jüdischen Gott, der sich in der zauberhaften Weisheit der griechischen Philosophie mitteilt."(359)

"In den Jahrhunderten um Christi Geburt formt sich jeder Philo­soph seinen eigenen Platon. Viele benutzen das platonische Inventar oft nur als Bühnenbild. Und so bündelt das, was wir »Platonis­mus« nennen, ein diffuses Knäuel von Vorstellungen."(360)

Plutarchus, Plotinus, en Porphyrius horen bij die groep.

"Plotin, auf einem Landgut in Kampanien in Italien geboren, gilt vielen als der bedeutendste Philosoph der Antike nach Platon und Aristoteles. Einer der Gründe ist sicher, dass alle seine vierundfünfzig Werke der Nachwelt erhalten geblieben sind -im Vergleich zu so vielen anderen Philosophen eine glückliche Ausnahme!"(362)

"Seine Lieblingsfeinde sind religiöse Strömungen, die wir heute als Gnosis zusammenfassen - ein Wort, das zu Platons Zeit für alle möglichen Lehren und intellektuellen Anschauungen verwendet wird. Gemeinsam ist den Gnostikern das Streben nach einer religiösen Erlösung aus der beengten Welt des Körpers; ein Wunsch, den wir schon von den Pythagoreern und von Platon kennen. Da es auch Plotin um eine vergleichba­re spirituelle Erlösung geht, sieht er in den Gnostikern Konkur­renten."(362-363)

"Wenn der Mensch sich beim Denken über die Welt der sinnli­chen Erscheinungen erhebt und zum Abstrakten vordringt, reist er in die Sphäre des absoluten Geistes. Für Plotin ist dies eine voll­kommene und damit gute und wahre Welt, die eigentlicher ist als das, was wir sinnlich erfahren können - eine wirkliche Wirklich­keit sozusagen, gegenüber einer weniger wirklichen, in der wir gemeinhin leben."(366)

" Insgesamt ist die materielle Welt eine ziemlich minderwertige Welt, vergäng­lich, schlecht und hässlich im Vergleich zur sphärischen Welt. Kein Wunder, dass sich die Seele danach sehnt, in die große Einheit der Sphäre zurückzukommen, statt vereinzelt in einem irdischen Körper zu leben und sich damit abzumühen."(367)

[En daar gaan we weer ... Plotinus heeft het zoals Precht uitlegt dus ook over het volmaakte Zijn tegenover de onvolmaakte zijnden, een verdekt religieus taalgebruik dat noodlottig zal worden voor een deel van de filosofie.]

"Wie für Epikur, die Kyniker und die frühen Stoiker sind für Plotin materielle Güter für ein gelingendes Leben unwichtig. Das Leben, das er empfiehlt und vorlebt, ist ein Leben in Askese, kon­sequent auf das eine große Ziel gerichtet, sich dem Einen zu nä­hern und eine Vereinigung (henosis) zu erleben. Was in der Mas­ke der Bescheidenheit daherkommt, ist natürlich ein Ausbund an Egozentrik. Man stelle sich des Ernstes halber einmal vor, alle Menschen würden dem Plotin'schen Ideal folgen. Niemand würde mehr arbeiten, und die Menschheit würde aussterben. Dass diese esoterische Philosophie die Vollendung Platons sein soll, lässt sich bezweifeln. Eher gleicht sie der Karikatur bestimmter spiritueller Elemente in Platons Denken." [mijn nadruk]

"Für das Mittelalter ist Plotin der wichtigste Philosoph neben Aristoteles. Und auch die Neuzeit wird sich von ihm stark inspirieren lassen. Ohne Plotin wären viele Gedanken bei Novalis, Goethe, Hegel, Schelling und Henri Bergsan nie gedacht worden."(371)

(373) Augustinus oder die Gnade Gottes

"Was dann geschieht, ist, zumindest aus der Sicht eines nicht gläubigen Menschen, ein Wunder. Ja, das wohl größte Wunder in der Geschichte des Abendlands! Aus Gründen, über die wir bis heute rätseln, entwickelte sich aus dem Glauben der Jesus-Schar die gewaltigste religiöse Bewegung der Welt. Dreihundert Jah­re später wird das Christentum Staatsreligion im großen römi­schen Imperium mit seinen vielen Millionen Menschen werden, und heute gibt es offiziell über zwei Milliarden Christen." [mijn nadruk] (376)

[Nogmaals: waarom al die aandacht en dat enthousiasme voor een religie in een geschiedenis van de filosofie?]

"Doch die Christen sind anders. Sie treten mit einem universalen Wahrheitsanspruch auf den Plan, der alles in den Schatten stellt, was die antike und die orientalische Welt bis dahin gekannt hat. Ein unverwechselbares Markenzeichen der neuen Gnaden-Religi­on ist ihre gnadenlose Intoleranz gegenüber anderen Religionen."(381)

"In dem Moment, wo der christlichen Kirche die Machtmittel des Imperiums zur Verfügung stehen, verhält sie sich nicht christlicher als alle anderen Machtinstitutionen auch."(385)

[Precies, het christendom is dogmatisch en intolerant tegenover niet-christenen en christenen met afwijkend opvattingen.]

Augustinus van Hippo (geb 354) maakt uiteindelijk kennis met het neoplatonisme van Plotinus en Porphyrius.

" Von Porphyrios und Plotin zu lernen bedeutet, den Auftrag der Vernunft zu erkennen, denkend zu ihrem göttlichen Ursprung zurückzukehren. Die sinnliche Welt dagegen ist unei­gentlich, unwahr und trügerisch."(388)

[En zo verder ...]

" Der Einzelne soll nun nicht mehr den Zugang zur Wahrheit finden, wie in der griechi­schen Philosophie, sondern die Kirche kennt diese Wahrheit be­reits und verwaltet sie in Alleinherrschaft. Mit eiserner Strenge geht der neue Bischof fortan gegen alles vor, was die Macht der Kirche gefährdet. Ausgerechnet er, der selbst so lange am Chris­tentum gezweifelt und es für intellektuell minderwertig gehalten hat, verfolgt nun erbittert seine einstigen Glaubensbrüder, die Ma­nichäer. Und mit gleicher Entschlossenheit bekämpft er auch die Donatisten, die ihren Glauben für wesentlicher halten als die Ins­titution der Kirche. Allen verbietet er das freie Denken und ver­ordnet eine disciplina catholica." [mijn nadruk] (391)

"Wem es, wie Pelagius, vor allem auf das moralische Leben ankommt, der kann auch auf die Kirche verzichten, und das darf nicht sein. Folglich muss die persönliche Mühsal des gottgefälligen Lebens von einer Gnadenarchitektur überdacht werden, also von der Kirche. Augustinus' Gnadenlehre ist eine der schicksalhaftesten Wen­dungen in der Geschichte des abendländischen Denkens. Wir können nur darüber spekulieren, was ihn zu seiner radikalen Ent­machtung des Menschen und seinem fulminanten Anschlag auf die Freiheit bewogen haben mag. Eine mögliche Antwort finden wir völlig außerhalb der Theologie, nämlich in der wirtschaftli­chen Entwicklung des weströmischen Reiches.(...)
Was auch immer an Motiven zusammengekommen ist - über ein Jahrtausend wird die Gnadenlehre zu ei­nem Herrschaftsinstrument der Kirche werden, das die Gläubigen des Abendlands klein und in verstörender Ungewissheit hält." [mijn nadruk] (393-394)

"Kein Denker des Abendlands dürfte den unendlichen Gedanken­ schatz der Philosophie so reichhaltig für seine Zwecke geplün­dert haben wie Augustinus. (...) Philosophie wird bei ihm zur Zulieferindustrie der Theologie ..."

[Met alle nare gevolgen van dien voor de filosofie. Ook wat Augustinus schrijft over de subjectiviteit van de tijd, over de inrichting van staten, en zo voort, loopt altijd alleen maar uit op iets goddelijks wat volgens hem beter is dan het aardse of menselijke. Waarom zo veel tijd aan hem besteden, al is Precht best kritisch over Augustinus?]

"Gleichwohl erkennt auch Augustinus bei irdischen Staaten Nuancen der Schlechtig­keit. Selbst wenn die wahre Gerechtigkeit dem Himmlischen Jerusalem vorbehalten bleibt, sollten sich die Menschen darum bemühen, wenigstens ein bisschen davon zu praktizieren. Herrscher sollten christliche Werte befolgen, weise und barmherzig sein und niemals vergessen, das Christentum zu verbreiten und alle mund­tot zu machen, die dagegen rebellieren."(402-403)

"Kein anderer christlicher Theologe und wohl auch kein griechi­scher Philosoph hatte auf vergleichbar suggestive Art die Sexu­alität als das Böse verdammt wie Augustinus. Und seine Erb­sündenlehre wird zur Erbsünde der christlichen Religion: in der tausendfach wiederholten Verteufelung des Fleisches mit all den psychischen Schäden, die ungezählte Millionen von Menschen bis tief ins 20. Jahrhundert erlitten ... " [mijn nadruk] (404)

[Totaal dogmatisch en intolerant, die opvattingen van Augustinus.]

Over Boethius Consolatio Philosophiae.

"Boethius' Trost ist ein Best of der griechischen Philosophie: Pla­tonische Vorstellungen über den Kosmos fließen zusammen mit Aristoteles' Überlegungen zu Form und Stoff und der stolzen Ge­lassenheit der Stoiker. Und alles miteinander schmückt eine neu­platonische Philosophie aus, in der der Mensch durch Introspek­tion emporstrebt zum göttlichen Einen. Für einen Christen ist das ein recht unchristliches Buch, weit näher an Plotin als an Augustinus. Boethius vermeidet sämtliche christlichen Anspielungen und verwendet keine biblischen Zitate. Denn wieder einmal ist es der Mensch selbst, der sich denkend erlöst, und nicht die Gnade Got­tes, die nur die Erwählten trifft."(406)

(409) Philosophie des Mittelalters

(413) Im Schatten der Kirche

"Was ist von Boethius bis ins 11. Jahrhundert »Philosophie«? Es ist die Lektüre einiger weniger lateinischer Klassiker wie Cice­ro und Seneca. Dazu kommen noch jene logischen Schriften des Aristoteles, die Boethius übersetzt hat. Ansonsten gelten vielleicht noch die Meditationen in den Klöstern als »philosophisch« so­ wie die Lektüre von Passagen aus den Werken Augustinus'. Aber das ist schon alles. Statt mit Philosophie muss die westliche Welt von nun an überwiegend mit schlichten und eindringlichen kir­chenideologischen Schriften wie jenen Gregors auskommen - ein katastrophaler Verlust und eine intellektuelle Versteppung! In der Geschichte des Abendlands ist dieser Niedergang einmalig. [mijn nadruk]" (420)

[Zo is het maar net ...]

Opkomst van de Islam en het Mohammedaanse Rijk. Opkomst van het christelijke Frankische Rijk. Johannes Scotus Eriugena over de vrijheid. Opkomst van de steden en de burgers, en de handel.

"Die Kirche kann diesem allmählichen Aufschwung der Ver­nunft der Händler und Juristen nur wenig entgegensetzen. Ihr ganzes System fußt auf Irrationalität und Glaube, nicht auf Logik und Vernunft. Nur wenige Männer der Kirche fühlen sich dazu befähigt und berufen, Glaube und Logik miteinander in Verbin­dung zu bringen. Aber es gibt sie. Und der bedeutendste unter ih­nen ist ein Adelsspross aus Aosta am Fuße der italienischen Alpen. Anselm von Canterbury (ca. 1033-1109) ..." [mijn nadruk] (431)

"In dieser mythisch und religiös vermischten Welt zückt ein Mann wie Anselm das Seziermesser der Vernunft. Als Prior und später als Abt in Le Bec schreibt er über die Wahrheit, die Gerechtigkeit, den Ursprung des Bösen und über die Unterscheidung von Sinn und Bedeutung. Dabei zitiert er fast nie aus anderen Werken. Während alle anderen Kleriker »Kommentare« zu überlieferten Texten verfassen, schreibt Anselm so, als ob es gar keine philoso­phische oder theologische Tradition gäbe. Berühmt werden vor allem seine beiden frühen Werke, das Monologion und das Pros­logion. Besonders das zweite wird in die Philosophiegeschichte eingehen. "(434-435)

Over Anselmus bewijs voor het bestaan van god.

[Zo simpel te weerleggen dat ik werkelijk niet snap dat dat bewijs zo lang zo serieus genomen is. Ik definieer god als volmaakt en als hij niet zou bestaan zou hij niet volmaakt zijn, dus moet hij wel bestaan. Ik denk dat Aristoteles al niet onder de indruk geweest zou zijn van zo'n redenering.]

"Anselm stirbt im Jahr 1109. Über seine Interpretation von Erb­sünde und Kreuzestod geht die Zeit hinweg, ebenso wie über sei­nen noch lange diskutierten Gottesbeweis. Und doch erscheint der kluge Norditaliener uns heute als der Anfang eines neuen Den­kens, das man »Scholastik« nennt. Das Wort wurde im Mittelal­ter in dieser Verwendung nicht benutzt. Für uns aber bezeichnet es im Nachhinein den Siegeszug eines dialektisch argumentieren­ den »wissenschaftlichen« Beweisens, das nach und nach fast die gesamte gelehrte Theologie erfasst."(438)

Over Abaelard (Abélard), net als Anselmus 11e / 12e eeuw.

"Was ist das Neue und Unge­wöhnliche am Denken des streitbaren und streitlustigen Dialektikers aus der Bretagne? Zunächst einmal fällt seine für diese Zeit ungewöhnlich philosophische Bildung auf. Er hat nicht nur Platon gelesen und Boethius, sondern auch Porphyrios und die logischen Schriften des Aristoteles. Auf diese Weise vertraut mit der philo­sophischen Suche nach Wissen, bestreitet Abaelard, dass die Kirche schlichtweg im Besitz der Wahrheit sei. Denn was ist Wahrheit anderes als das, was sich einem denkenden Menschen nach und nach erschließt? Wer Wahrheit und Wissen erlangen möchte, muss also nachdenken, diskutieren und streiten. Er muss seine Ansichten nach den Regeln der Logik begründen und entwickeln sowie nach der Kunst der Dialektik vertreten und verteidigen. Das rationale Programm Anselms wird bei Abaelard noch weiter ra­dikalisiert.(...)
Er fragt nach dem Grund und der Legitimität von An­sichten, Haltungen und Werten. Traditionen haben für ihn kein Gewicht, nur weil sie alt sind. Und ebenso rührt Autorität nicht einfach daher, dass jemand Macht hat. Auf Gründe - rationes - soll es ankommen, nicht auf Überlieferungen - auctoritates.
Kein Wunder, dass die »revolutionären« Gedanken Abaelards mächtige Gegenspieler auf den Plan rufen." [mijn nadruk](440-441)

[Boeiend, die Abélard. Een dwarsligger en een verdediger van rationaliteit in een wereld van geloof. Tegen de erfzonde, tolerant tegenover andere religies.]

"Besonders scharfsichtig sind Abaelards Ansichten zu einem Pro­blem, das als Universalienstreit in die Philosophiegeschichte eingegangen ist und das ganze Mittelalter über die Gelehrtenwelt beschäftigt."(443)

"Porphyrios und Boethius hatten dabei offen gelassen, ob die Gattungen (genera) tatsächlich exis­tieren oder ob es in Wahrheit nur Arten (species) gibt.
Als erster großer Skeptiker gilt Abaelards Lehrer Johannes Ros­celin von Compi1egne (ca. 1050-1124). Soweit wir den Schriften seiner Gegner entnehmen können, hatte er sich zu der kritischen Ansicht durchgerungen, dass die Allgemeinbegriffe (Universalien) nicht wirklich existieren. Für Roscelin sind sie lediglich Vorstellungen in meinem Kopf. Menschen gibt es wirklich, die Mensch­heit dagegen existiert nur in der Fantasie. Da die Allgemeinbegrif­fe keine Dinge, sondern nur Namen (nomen) sein sollen, nennt man diese Position Nominalismus.
Abaelards zweiter bedeutender Lehrer, Wilhelm von Cham­peaux (ca. 1070-1121), vertrat dagegen die traditionelle Ansicht. Für ihn wie für die meisten seiner Zeitgenossen existierten die All­gemeinbegriffe tatsächlich. Sie waren durch und durch real, wes­wegen man die Position Realismus nennt."(444)

"Noch in der Gegenwart lässt sich trefflich darüber streiten, ob zum Beispiel die Naturgesetze der Physik nun real vorhanden sind oder ob sie nur menschliche Konstruktionen darstellen, um das Unbegreifliche begreiflicher zu machen."(447)

"Philosophiegeschicht­lich gilt Abaelard heute als einer der Großen des Mittelalters - als der Mann, der die Freiheit des Subjekts gegen die Autorität der Kirche verteidigte und dem vernünftigen Denken zu seinem Recht verhalf."(449)

(448) Sinn und Zweck der Schöpfung

Via een ontmoeting van culturen, vertalingen van allerlei werken van het Arabisch in het Latijn en van het Grieks in het Latijn werd de rest van Aristoteles werk ontdekt (tot dan toe waren alleen de werken over logica bekend in het westen), maar ook het werk van Plato, van Plotinus, van Hiipocrates, van Galenus, en anderen. Ook Avicenna (Ibn Sina) en later Averroës (Ibn Rušd) zijn van invloed hier door de vertaling van hun werk.

"Konse­quenter als Avicenna hatte Averroes die Religion von der Philosophie getrennt. Und er hatte keinen Hehl daraus gemacht, dass allein die Philosophie und die Naturforschung den Geist weiter­ bringen und die Wahrheit zutage fördern. In der Religion dagegen sah Averroes eine Art symbolischer Kunst, die in bunten Bildern und Vorstellungen verkleidet, was die Philosophie rasiermesser­ scharf analysiert. Die Religion war damit so etwas wie die tri­viale und populäre Volksausgabe der anspruchsvollen Philosophie - ein nützlicher Glaube für das einfache Volk. Nicht anders sah dies auch sein jüdischer Zeitgenosse Moses Maimonides, der Mitte des 12. Jahrhunderts als junger Mann aus Cordoba geflo­hen war und später in Kairo seinen Führer der Unschlüssigen ge­schrieben hatte." [mijn nadruk] (455)

"Zur gleichen Zeit, in der Abaelard in Paris und anderswo die Vernunft gegen den dog­matischen Glauben ins Feld führte, feilten Männer wie Wilhelm von Conches, Thierry von Chartres und Bernardus Silvestris da­ran, die Schöpfung das erste Mal in der Geschichte des Christen­tums mathematisch und kausal zu erklären." [mijn nadruk](458)

Het werk van Aristoteles was voor deze denkers een eyeopener.

"Die Denker der christlichen Welt lasen nun, dass man die Natur mit wissenschaftlichen Mitteln enträtseln kann, und zwar durch sorgfältige empirische Naturforschung. Die physikalischen Erklä­rungen von Wilhelm, Thierry und Bernardus waren dagegen pla­tonisch spekulativ gewesen. Bislang lehnte die Kirche in der Tra­dition von Augustinus die empirische Erforschung der Natur ab. Man schaute Gott nicht ins Handwerk!"(460)

"Wie kann man Aristoteles mit dem Christentum in Einklang bringen? Was bei Aristoteles kann man gelten lassen und was nicht? Wie viel Nüchternheit verträgt der Glaube? Und ist eine Versöhnung von neuer »naturwissen­schaftlicher« Weltsicht und christlichem Heil denkbar? An die­ser Aufgabe versuchen sich im 13. Jahrhundert viele. Und die berühmtesten unter ihnen sind ein Schwabe von der Donau und ein Adeliger aus dem italienischen Latium: Albert der Große und Thomas von Aquin. "(462)

Over Albertus de Grote (Albertus Magnus).

"Der Mensch wird also nicht durch die Gnade Gottes glücklich wie bei Augustinus. Er wird glücklich, weil die Arbeit seines Intellekts ihn mehr und mehr mit der Sphäre des Göttlichen verschmilzt. Kluges und richtiges Denken und Verstehen macht selig im umfassend möglichen Sinn des Wortes.
Wie kaum ein Zweiter trägt Albert dazu bei, dass die naturphi­losophischen Werke des Aristoteles in der mittelalterlichen Welt wieder hoffähig werden."(465)

Over Thomas van Aquino, leerling van Albertus Magnus.

"Er geht davon aus, dass der Mensch die Welt grund­sätzlich völlig durchschauen kann. Für Thomas ist alles rational und sinnvoll aufeinander abgestimmt. Und der von Gott gegebe­ne menschliche Intellekt ist ein ausgezeichnetes Instrument, um diese vernünftige Ordnung zu begreifen. Wir sehen zwar nicht die unsichtbaren Prinzipien, die die Welt zusammenhalten, aber wir erkennen ihre Folgen und Wirkungen in der sichtbaren Welt. Die Aufgabe der »Theologie als Wissenschaft« ist damit leicht formuliert: Sie besteht darin, aus den sichtbaren Dingen zurückzu­schließen auf die dahinterstehenden allgemeinen Prinzipien und verborgenen Notwendigkeiten. "(467-468)

"Wenn Theologie Wissenschaft sein soll, dann bedeutet dies, dass sich Glaube und Intellekt nicht widersprechen dürfen. Schließlich ist es der Sinn des allgemeinen göttlichen Intellekts - der auch bei Thomas auf gleichsam neuplatonische Weise von Gott aus­strömt -, den Menschen über das Sinnliche zu erheben und zur Wahrheit zu führen. Ein solcher Intellekt kann nicht im Wider­spruch zum geoffenbarten Glauben stehen. Denn Glaube und Intellekt verweisen auf die gleiche göttliche Quelle. Wenn es zwischen Glaube und Intellekt trotzdem einen Widerspruch zu geben scheint, dann scheint es nur so. Und Thomas' Aufgabe ist es, diesen Scheinwiderspruch aufzulösen. "(472)

[Wat zou het toch geweldig geweest zijn als zo'n intellect als Thomas van Aquino zich niet de hele tijd had moeten laten afleiden door de toenmalige vanzelfsprekenheid om god steeds in de theorie binnen te brengen. Zoiets maakt dingen alleen maar ingewikkeld. creeërt verkeerde zijsporen en tegenstellingen, en noem maar op. Zo jammer. De richting in dat soort denken is altijd verkeerd.]

(473) Die Entzauberung der Welt

"Eine von der Theologie weitgehend ungetrübte Naturforschung - dieser Stil wird sich in Oxford etablieren."(475)

De volmaakte omgeving voor iemand als Roger Bacon.

"Vor allem das Opus maius, Bacons Hauptwerk, hat es in sich. Wie Grosseteste ist Bacon der Ansicht, dass man möglichst vie­le Sprachen, vor allem Griechisch können muss, um die überlie­ferte Welt des Wissens richtig zu verstehen. Die Grammatik der Natur dagegen ist für ihn die Mathematik, sie bestimme alles lo­gische Denken. Und nur sie liefert dem wachen Geist ungetrübte Erkenntnisse und letzte Sicherheit und ist damit gleichsam »gött­liches Denken«. "(477)

"All diese Kenntnisse und Forschungen haben für Bacon nur einen Sinn: die Christenheit weiterzubringen, das Leben der ein­fachen Menschen zu verbessern und die Kirche gegenüber An­dersgläubigen und feindlichen Völkern an den Grenzen ihres Machtbereichs zu stärken. Gerade Letzteres scheint dringend ge­boten."(478)

[Ook hier: waarom al die energie besteden aan het eerste en derde punt en niet gewoon blijven bij het tweede punt. Dat is meer dan genoeg en noodzakelijker. ]

"Bacon will helfen, nicht provozieren. Er hat kein Problem da­mit, die Theologie als oberste Disziplin anzuerkennen, solange man sich nicht ignorant der empirischen Wahrheit versperrt, falschen Autoritäten folgt, aus Gewohnheit an überkommenem festhält oder sich unbelehrbar in halb gare Weisheiten flüchtet. Doch sein großes Projekt, die Menschheit mithilfe des naturwissenschaftlichen Fortschritts zu retten, kann er nicht umsetzen. "(478)

Over Dietrich von Freiberg.

"Er stellte die alte Frage: Woher weiß ich, dass das, was ich über eine Sache denke, mit der Natur der Sache tat­sächlich übereinstimmt?"(480)

"Nicht der Stein, die Zeit oder der König von Frankreich geben unserem Geist einen sinnlichen Eindruck vor, sondern un­ser Geist legt fest, was ein Stein, was Zeit und was ein König von Frankreich ist. Dieser Gedanke ist eines der gewichtigsten Konzepte in der Geschichte der Philosophie! Viele Geister, deren Namen bekannter sind als jener Dietrichs, sind diesen Pfad wei­tergegangen und haben später eine schicksalshafte Wende in der Philosophie bewirkt. " [mijn nadruk] (481)

"Mit dieser Sicht öffnete der Domini­kaner beherzt die Tür in eine neue subjektive Dimension des Phi­losophierens, auch wenn er nicht völlig hindurchschritt."(482)

Over Johannes Duns Scotus en Nicolaus von Autrecourt. .

"Die Menschen, die er kennt, wollen wissen, was für ihr diesseitiges Leben richtig ist im Hinblick auf ein jenseitiges. Die Philosophie aber kann ihnen auf diese Fragen keine gesicherte Antwort geben, weil sie darüber auch nichts weiß. Also bleibt den Menschen nur der Glaube. " [mijn nadruk](488)

[Een voorbeeld van een schijntegenstelling die leidt tot verkeerde vragen en gedachten: er is geen 'Jenseits', dus het enige wat mensen hoeven te weten is 'was für ihr diesseitiges Leben richtig ist'. Punt. ]

" Die Werte, an die ich glaube, helfen mir, mein Leben zu gestalten und richtig zu führen. Sie geben mir die Liebe zum Sein sowie Struktur und Sinn. Und wo kann ich all dies bes­ser finden als bei der Lektüre der Bibel?"(488)

[Een ander voorbeeld van een foute benadering. De eerste zin en tweede zin zijn verdedigbaar, maar waarom zou je daar de bijbel voor nodig hebben? De derde opvatting is een willekeurig waardeoordeel.]

"Während Duns Scotus in Paris an der Metaphysik des Aristote­les und jener der Theologen zweifelt, erhält im dreihundertfünf­zig Kilometer entfernten London ein Mann die ersten kirchlichen Weihen, der noch radikaler an der Möglichkeit unseres Wissens über Gott und die Welt zweifeln wird: Wilhelm von Ockham. (...) Tausenddreihun­dert Jahre nach Pyrrhon und Arkesilaos ist die Philosophie wieder bei ihrem Zweifel und ihrer Skepsis an den Möglichkeiten menschlicher Erkenntnis angelangt."(490-491)

"Wilhelms Vorschlag ist radikal: Er fordert dazu auf, »denk­ökonomisch« vorzugehen und alles wegzulassen, was sich nicht auf konkrete Erfahrungen bezieht oder nicht widerspruchsfrei ist; eine Methode, die sehr viel später, im 17. Jahrhundert, als »Ockhams Rasiermesser« in die Philosophiegeschichte eingehen wird."(492)

"Wir kön­nen nur die einzelnen Dinge erfassen, die wir sinnlich erfahren. Das Einzige, was wir darüber hinaus noch können, ist, diese Din­ge durch logische, das heißt widerspruchsfreie Sätze miteinander zu verknüpfen. Und genau das ist das Metier der Wissenschaft: Erkenntnis zu schaffen durch stimmige, logische Verbindungen. "(494)

Over Johannes Buridan.

"Einen großen Namen macht sich Buridan als Aristoteles-Kommentator. Kein zweiter Philosoph des Mittelalters, kein Albert, kein Thomas, kein Duns Scotus und kein Wilhelm von Ockham kannte seinen Aristoteles so gut wie Buridan."(499)

"Was Buridan damit sagen will, entzaubert nahezu die gesamte abend­ländische Metaphysik: Allgemeinbegriffe sind kein höheres Wissen! Sie sind nicht Teil einer höheren Vernunft. Sie sind keine Ideen wie bei Platon. Sie sind keine Strukturvorgaben der Welt wie bei Aristoteles. Und sie sind kein Ausdrucksmittel des göttlichen Intellekts wie bei Avicenna und Thomas.
Für Buridan gibt es Allgemeinbegriffe, weil Menschen es prak­tisch finden, zu abstrahieren und Dinge zu verallgemeinern. So fassen wir das, was einander ähnlich ist, mit übergreifenden Wor­ten zusammen."(501)

"Seine Wirkung und seine Nachwirkung waren gewaltig, und er inspirierte zahl­reiche Schüler. Kein anderer Philosoph seines Jahrhunderts dürfte vergleichbar einflussreich in der akademischen Welt gewesen sein. Buridan hat die Philosophie konsequent empirisch geerdet. "(504)

"Buridans neue Mechanik ist nicht der Weisheit letzter Schluss in der Physik. Aber sie bereitet ein neues Denken vor, das wir un­trennbar mit der Renaissance verbinden, mit Namen wie Niko­laus Kopernikus und Galileo Galilei. Und es ist noch viel mehr passiert mit dem Kosmos des Mittelalters: Der Intellekt ist mate­riell geworden und hat seine Spiritualität verloren. Die Heilsge­schichte ist in die Welt des privaten Glaubens verbannt worden. Die Natur ist in den Blickpunkt gerückt, die Übernatur an die Pe­ripherie gedrängt worden.
All dies sind schwere Anschläge auf das Selbstverständnis der Kirche und künden von einer neuen Zeit."(504)

(506) Götterdämmerung

Thomas' conservatieve sociale / politieke filosofie op basis van Aristoteles: het goddelijke natuurrecht, de goddelijke ordening etc., allemaal in het belang van kerkelijke en wereldlijke machthebbers.

"Was versteht Gott unter einer gerechten Herrschaft? Das ganze 13. Jahrhundert über versuchen sich die Theologen und Philoso­phen in der Kunst, den Aufstieg und Niedergang von Herrschern und Reichen als Ausdruck von Gottes erforschbarem Ratschluss zu interpretieren. Die Welt muss ständig neu kommentiert und interpretiert und diese Interpretationen angepasst werden an das göttliche Naturgesetz. Jede politische Veränderung bedeutet eine neue Arbeit an der Deutung des Ganzen. "(515)

"Eine wohlhabende Kirche mit reichen Kirchenfürsten passte allerdings äußerst schlecht zur ursprünglich geforderten apostolischen Lebensweise. Das änderte sich auch nicht dadurch, dass die Kirche seit dem 5. Jahrhundert alle und alles erbittert verfolgte und vernichtete, das nach »kommunistischer« Lebensweise aus­sah."(515-516)

"Während die dunkle Seite der kirchlichen Macht gnadenlos ge­gen alle Abweichler vorgeht und nur papsttreue und halbherzige »Kommunisten« wie die Franziskaner als nützliches Werkzeug zulässt, arbeiten die christlichen Theologen an der Legitimation des Privatbesitzes."(516)

[Waarmee religie / de kerk aan de basis ligt van het kapitalisme - ook al werd de handel nog gewantrouwd in die jaren -, en aan alles wat er fout is aan een samenleving en aan de mentaliteit van mensen. Er zijn dan ook altijd groepen geweest die wilden terugkeren naar de eenvoud en het communistische samenleven van de eerste honderd jaar christendom.]

"Die Fürsten leihen sich das Geld für ihre Kriegszüge in Italien oder bei den Juden, denen das Handwerk verboten, das Zinsnehmen dage­gen erlaubt ist. Gerade gegenüber den Juden zeigt sich die Doppel­moral der mittelalterlichen Ökonomie. Als Geldverleiher sind sie den Fürsten überaus nützlich, gleichzeitig aber verachtet man sie dafür. Pogrome und Razzien gegen die Juden gehören im Mittel­ alter zum finsteren Alltag, nicht zuletzt, damit königliche Schuldner sich von ihrer drückenden Last befreien können."(519)

Meer over Wilhelm von Ockham:

"Aus seinem Münchner Exil heraus möchte Wilhelm alle Herr­scher dazu verpflichten, eine am Gemeinwohl orientierte Politik zu betreiben. Wer dagegen verstößt, verwirkt seinen Herrschafts­anspruch. Der Herrscher ist um des Volkes willen da und nicht das Volk für den Herrscher. Und kein Mensch schuldet einem Ty­rannen Gehorsam. "(523)

Over Meister Eckhart, Dante, en Petrarca.

"Man hat Petrarca deshalb zum Vater des Humanismus erklärt, einer Geisteshaltung, der es vor allem um eines geht: um die freie Entfaltung der Persönlichkeit. Dem Ideal nach ist »Humanismus« eine Einstellung ohne Vorurteil, Dogma und Ideologie, die ihre Weisheit im Leben und in den sorgfältig gepflegten antiken Schriften sucht. "(533)

"Alle diese Entwicklungen sind nicht miteinander verwoben wie ein großer Teppich. Aber sie verflechten sich zumindest in Teilen miteinander. Sie bedeuten das Ende der Weltherrschaft der Kirche im Okzident. Und so erstaunlich es klingen mag: Es sind die neuen Uhren an den Kirchtürmen, die dieses Ende einläuteten. Die Phi­losophie aber geht als eigenständige Disziplin neben der Theolo­gie aus diesem Dröhnen hervor. Sie ist wieder akzeptiert als etwas Eigenes. Ob sie dabei mehr gewinnt als verliert, ist gar nicht so einfach zu sagen. Denn was sie an Freiheit und Eigenständigkeit erlangt, büßt sie zugleich an unmittelbarem politischen Einfluss ein." [mijn nadruk](535)